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Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


Oktober 2018

»Al­le Macht den Kin­dern« – Die Gip­fel­kon­fe­renz der Kin­der

Um den Forderungen der Kinder nach mehr Frieden in der Welt Ausdruck zu verleihen, waren im Vorfeld der Gipfelkonferenz Kinder aus Nürnberg und Umgebung aufgerufen, ihre Spielzeugwaffen vorbei zu bringen, um daraus eine Friedensskulptur zu bauen.

Im Sep­tem­ber 2018 ka­men Kin­der und Ju­gend­li­che aus 10 Län­dern zu ei­ner Gip­fel­kon­fe­renz der Kin­der nach Nürn­berg in die Stra­ße der Men­schen­rech­te.

Zum Auftakt der Gipfelkonferenz der Kinder haben die Teilnehmer ihre Botschaften in der Straße der Menschenrechte auf Autos geschrieben. Die Wagen wurden den Kindern freiwillig zum Bemalen zur Verfügung gestellt.

Bei dem von Jo­han­nes Volk­mann und sei­nem Team vom Nürn­ber­ger Pa­pier­thea­ter in­iti­ier­ten Kunst­pro­jekt geht es dar­um, Kin­dern und Ju­gend­li­chen ei­ne Stim­me zu ge­ben. Da­zu fan­den im Vor­feld in den Hei­mat­län­dern der Gip­fel­kon­fe­renz­teil­neh­mer Kin­der­kon­fe­ren­zen statt, bei de­nen The­men und Fra­gen, die die Kin­der be­we­gen, er­ar­bei­tet und an­schlie­ßend in künst­le­ri­scher Form prä­sen­tiert wur­den.

Um nicht nur 'ein nettes Kinderprojekt' zu sein, haben die Konferenzteilnehmer bei der Eröffnung Geld gesammelt. Gemeinsam überlegen sie, wie sie dieses Budget von über € 1.000 Euro sinnvoll einsetzen.

Rund 60 die­ser Kin­der ka­men jetzt nach Nürn­berg und über­leg­ten ge­mein­sam, wie sie ih­ren Be­lan­gen mehr Ge­wicht ver­schaf­fen kön­nen.

Vier Jahre lang reiste Johannes Volkmann mit seinem Team mit einem eigens entwickelten Fragebuch durch die Welt, in das die Kinder ihre Hoffnungen, Wünsche und Ängste, aber auch Ihre Forderungen an uns Erwachsene und die Politik schreiben, malen, kleben oder stempeln konnten. Rund 1000 Bücher sind im Laufe der Zeit zusammen gekommen.

Sie ver­such­ten, Kon­sum neu zu den­ken, woll­ten Zei­chen ge­gen die Ge­walt in der Welt set­zen, stell­ten sich und den Er­wach­se­nen »die Geld­fra­ge« und mach­ten sich Ge­dan­ken dar­über, wie sie ih­re Bot­schaf­ten in krea­ti­ver Form un­ter die Men­schen brin­gen kön­nen.

Um der 'Plastikvermüllung der Welt' entgegenzuwirken, wurde das Label 'TUN' entwickelt und die Gipfelkonferenzteilnehmer haben selbst Waschmittel hergestellt und es an die Besucher verschenkt.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 50 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
Juli 2018

»bo­dies in ur­ban spaces« – die Stadt neu er­fah­ren

Bei den Proben im öffentlichen Raum fühlt sich mancher Passant zum Mitmachen inspiriert

»bo­dies in ur­ban spaces« ist ein Kunst­pro­jekt der be­son­de­ren Art. Mensch­li­che Kör­per wer­den zu Skulp­tu­ren und ge­hen für we­ni­ge Mi­nu­ten mit Tei­len der Stadt­ar­chi­tek­tur ei­ne Sym­bio­se ein.

Um acht Leute gut in einen Türrahmen zu stecken, braucht es viel Probenarbeit

Kurz­zei­tig sprin­gen dem Be­trach­ter ar­chi­tek­to­ni­sche De­tails ins Au­ge, die er im All­tag meist über­sieht. Aber ge­nau dar­auf will der in Wien le­ben­de Künst­ler und Cho­reo­graf Wil­li Dor­ner die Auf­merk­sam­keit des Be­trach­ters rich­ten. 2007 wur­de die Per­for­mance in Pa­ris ur­auf­ge­führt, in­zwi­schen war das Pro­jekt in über 100 Städ­ten zu se­hen – im Ju­ni die­sen Jah­res auch in Fürth.

Esther Steinkogler macht die gewünschte Position noch einmal vor und erklärt, wie die Haltung bequemer wird – das ist wichtig, weil diese mindestens fünf Minuten gehalten werden muss

An­läss­lich des Stadt­ju­bi­lä­ums wur­den 20 Tän­zer, Park­our-Läu­fer und Ar­ti­sten aus ganz Deutsch­land ge­ca­stet, um un­ter der An­lei­tung von Wil­li Dor­ners cho­reo­gra­phi­scher As­si­sten­tin, Esther Stein­kog­ler, ei­nen et­was an­de­ren Stadt­rund­gang ein­zu­stu­die­ren.

Manche der menschlichen Skulpturen werden von Einzelpersonen gebildet, andere bestehen aus bis zu zehn Akteuren

In­ner­halb we­ni­ger Ta­ge ent­stan­den an 30 ver­schie­de­nen Plät­zen der Stadt Ta­bleaux vi­vants, die – so das Ziel von Wil­li Dor­ner – den Blick der Be­trach­ter wei­ten und mög­lichst die Phan­ta­sie an­re­gen sol­len, wie man öf­fent­li­chen Raum über des­sen all­täg­li­che Funk­tio­nen hin­aus nut­zen kann.

Hier sind die Performer Parcours-Läufer, die das eigentlich gewünschte Bild noch eine Etage weiter nach oben verlegt haben

Ent­stan­den ist ei­ne Re­por­ta­ge, die die Per­for­mer wäh­rend der Pro­ben­wo­che bei der für sie nicht all­täg­li­chen Ar­beit be­glei­tet und der Fra­ge nach­geht, was Kunst im öf­fent­li­chen Raum be­wir­ken kann.

Finale der Stadtführung am Fürther Stadttheater

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

Juni 2018

»So lan­ge ich zwei ge­sun­de Hän­de ha­be« – Pra­moens Kampf um Ei­gen­stän­dig­keit

Warten auf Kundschaft – Pramoen gibt die Hoffnung nicht auf

Pra­moen Lau­ter­bach be­treibt ei­nen Im­biss in der Nürn­ber­ger Stra­ße in Fürth. Vor fünf Jah­ren wag­te die ge­bür­ti­ge Thai­län­de­rin nach meh­re­ren Jobs im An­ge­stell­ten­ver­hält­nis den Sprung in die Selbst­stän­dig­keit.

Als Pramoen ihren Imbiss eröffnete, hatte sie einen Koch, eine Küchenhilfe und eine Bedienung eingestellt. Nach und nach musste sie allen kündigen und macht heute alles alleine

Auf­ge­wach­sen ist Pra­moen im Nor­den Thai­lands in der Pro­vinz Nakhon Sa­wan. Die El­tern sind ar­me Reis­bau­ern, das Ein­kom­men reicht meist nur für das Nö­tig­ste. Mit 12 Jah­ren ver­lässt sie die Schu­le, um die El­tern zu un­ter­stüt­zen. Mit 13 Jah­ren geht sie ins 280 km ent­fern­te Bang­kok und ar­bei­tet in Gar­kü­chen als Kü­chen­hil­fe und Mäd­chen für al­les.

Pramoen will auf keinen Fall ihre Selbstständigkeit aufgeben. Sie sucht nach Lösungen, wie sie mehr Gäste fürs LaiThai gewinnen kann. Ihr neuester Einfall: Montag und Dienstag Mittag gibt es Buffet. All you can eat für fünf Euro

Durch die Ver­mitt­lung ei­ner Freun­din lernt sie mit 22 Jah­ren ei­nen deut­schen Mann ken­nen, dem sie nach Deutsch­land folgt. Kaum ver­hei­ra­tet, oh­ne Deutsch­kennt­nis­se und ge­gen den Wil­len ih­res Man­nes, sucht sich Pra­moen Ar­beit. Ihr ist es wich­tig, nicht ab­hän­gig zu sein: »Du musst nicht bit­ten oder bet­teln, sa­gen, bit­te, gib mir Geld, ich will ein­kau­fen ge­hen oder sonst ir­gend­was. Oder in mei­ne Hei­mat oder mei­nen El­tern schicken. Des­we­gen ich geh ar­bei­ten, im­mer Ar­beit, Ar­beit, Ar­beit...«

Trotz ihrer Situation versucht Pramoen, zuversichtlich zu bleiben und setzt dabei auch auf  buddhistische Traditionen, die sie aus ihrer alten Heimat nach Deutschland mitgebracht hat

Sie ar­bei­tet als Putz­kraft, in ei­ner Rei­ni­gung und als Kü­chen­hil­fe in ei­nem frän­ki­schen Lo­kal, bis sie 2013 ei­nen leer ste­hen­den La­den in Fürth ent­deckt und be­schließt, dort ei­nen Im­biss zu er­öff­nen. In­zwi­schen ist Pra­moen ge­schie­den. Ih­re Toch­ter Jes­si­ca ist vor ei­ni­gen Jah­ren in die USA aus­ge­wan­dert. Seit­dem lebt Pra­moen ganz al­lei­ne hier in Deutsch­land.

Pramoens Tochter Jessica lebt mittlerweile in den USA – mehrmals die Woche telefonieren sie miteinander

Das LaiT­hai, in dem Pra­moen thai­län­disch kocht, ist je­den Tag von 11 bis 22 Uhr ge­öff­net. Da der Im­biss so we­nig Um­satz macht, dass sie sich kei­ne An­ge­stell­ten lei­sten kann, steht Pra­moen sie­ben Ta­ge die Wo­che in ih­rem Ge­schäft. Trotz al­ler Pro­ble­me hat Pra­moen sich ihr son­ni­ges Ge­müt er­hal­ten. Wenn Kund­schaft da ist, kann man ihr Sin­gen aus der Kü­che bis in den Gast­raum hö­ren. Für sie steht fest, so­lan­ge es ir­gend­wie geht, will sie für ihr Ein­kom­men sor­gen: »Ich ha­be ge­sun­de Hän­de und Fü­ße, ich kann ar­bei­ten. Ich ha­be im­mer mit ei­ge­nen Hän­den mein Geld ver­dient. Dar­auf bin ich stolz, wirk­lich stolz.«

Mit 13 Jahren hat Pramoen ihre Familie auf dem Dorf im Norden Thailands verlassen, um in Garküchen in Bangkok Geld zu verdienen

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 65 Min.

März 2018

Le­on­hard F. Seidl – »Ich schrei­be Ro­ma­ne und kei­ne Flug­blät­ter«

Lesung in Dorfen – hier fand 1988 der Amoklauf statt, der seinem Roman »Fronten« als Basis diente

Le­on­hard F. Seidl ist ein po­li­ti­scher Schrift­stel­ler, der in sei­nen Ro­ma­nen rea­le Er­eig­nis­se re­cher­chiert und meist mit ei­ner Kri­mi­nal­hand­lung ver­knüpft. So auch in sei­nem neue­sten Ro­man »Fron­ten«, in dem es um ei­nen Amok­lauf geht, der sich vor 30 Jah­ren in Dor­fen, ei­nem klei­nen Städt­chen in Ober­bay­ern, nur we­ni­ge Ki­lo­me­ter von Le­os El­tern­haus ent­fernt, zu­ge­tra­gen hat.

Im Jugendzentrum Dorfen fand Leo als politischer Punker eine Heimat

Die Fil­me­ma­cher ge­hen mit Leo auf ei­ne Rei­se in sei­ne Ju­gend. Sie be­su­chen ge­mein­sam mit ihm Or­te, an de­nen sein teil­wei­se au­to­bio­gra­phi­scher er­ster Ro­man »Mut­ter­korn« spielt.

Leos Fotoalbum: Mit seinen Eltern, zu denen er eine intensive Beziehung hat, taucht Leo noch einmal in seine Jugend ein

Wäh­rend sei­ne Al­ters­ge­nos­sen sich im Fuß­ball­ver­ein tra­fen, ent­deck­te Leo sei­ne Lie­be zum Punk. Durch die frem­den­feind­li­chen Er­eig­nis­se von So­lin­gen, Mölln und Ro­stock-Lich­ten­ha­gen An­fang der 1990er Jah­re wur­de er po­li­ti­siert. Recht früh muss­te er er­ken­nen, dass man mit bun­ten Haa­ren und als je­mand, der ei­ne an­de­re Mei­nung ver­tritt als die kon­ser­va­ti­ve Mehr­heits­ge­sell­schaft, schnell das ei­ne oder an­de­re Mal Prü­gel be­zieht.

Als Aktivist engagiert sich Leo seit seiner Jugend gegen die Verbreitung rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Gedankengutes

Ei­ne Zeit, die den in­zwi­schen 41- jäh­ri­gen Schrift­stel­ler ge­prägt hat und ihn zu ei­nem Men­schen wer­den ließ, der sich bis heu­te als Ak­ti­vist ent­schie­den ge­gen die Ver­brei­tung rechts­ra­di­ka­len und frem­den­feind­li­chen Ge­dan­ken­gu­tes ein­setzt, gleich­zei­tig aber in sei­nen Ro­ma­nen dif­fe­ren­ziert und fein­füh­lig nach Grün­den sucht, wes­halb sich Men­schen in die ei­ne oder an­de­re Rich­tung ent­wickeln.

Vater und Sohn: Leos Vater ist als Bühnenautor ebenfalls literarisch tätig

Ein Por­trait ei­nes en­ga­gier­ten Men­schen und Schrift­stel­lers, der mit sei­nen Bü­chern mehr will als un­ter­hal­ten.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 65 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
Januar 2018

Die Welt­an­schau­ungs­be­auf­trag­ten – Die Vor­letz­te Ölung – Jean Paul und das Bier

Die Weltanschauungsbeauftragten haben sich den Keller des Manns Bräu für ihre Arbeit zu Jean Pauls 250. Geburtstag ausgesucht

Phil­ipp Moll war Po­et, Phi­lo­soph, Mu­si­ker und Künst­ler. Un­ter dem Pseud­onym »Die Welt­an­schau­ungs­be­auf­trag­ten« forsch­te er seit 2006 ge­mein­sam mit Mar­tin Für­brin­ger über »Kul­tur­ster­be­be­glei­tung, Pa­ra­noi­aeva­lua­ti­on oder Mut­ter­me­cha­nik«. Die bei­den sa­hen sich als »De­tek­to­ren für Un­stim­mig­kei­ten«, die die Kom­mer­zia­li­sie­rung der Kunst kri­ti­sie­ren und sich auf­ge­ru­fen fühl­ten zu ver­hin­dern, dass die »Kir­chen so nen Be­griff blockie­ren, der ei­gent­lich weit über das hin­aus geht, was die kirch­li­che Zu­stän­dig­keit ist.«

Beim Ausladen der Materialien für ihre Arbeit richtet Philipp Moll nochmal den Entwurf für den »Isolierschemel für versteinerte Zirbeldrüsen« – »ein schönes Bild, das Jean Paul für pädagogische Konzepte des 19. Jahrhunderts gefunden hat.«

Bei ih­ren Ar­bei­ten be­nutz­ten sie be­vor­zugt Ma­te­ria­li­en, die sich leicht ver­ar­bei­ten las­sen, sich da­bei aber »schön an­fas­sen«. Wenn sie sich auf ein neu­es Pro­jekt ein­lie­ßen, gab es oft erst ein­mal nicht viel mehr als ei­ne gro­be Idee. Mit ei­nem Au­to, voll­ge­packt mit Pap­pe, Heiß­kle­be­pi­sto­le, Nä­geln, Schraub­zwin­gen und Cut­ter­mes­ser fuh­ren sie dann los und lie­ßen sich vor Ort von den zur Ver­fü­gung ste­hen­den Räum­lich­kei­ten in­spi­rie­ren.

Grundlage der Arbeit der Weltanschauungbeauftragten ist Jean Pauls Roman »Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal«

Sie schaff­ten es im­mer, Emo­tio­nen bei den Be­su­chern aus­zu­lö­sen: »Bei den mei­sten Leu­ten ist es das Ge­fühl der Hilf­lo­sig­keit zu­al­ler­erst, man­che wer­den dann ag­gres­siv und ge­hen gleich wie­der. Die, die blei­ben, die ki­chern oft gern ein biss­chen und schau­en es sich dann ge­nau­er an, und das ist ei­gent­lich das, wo wir hin­wol­len.«

Besonders begeistert haben sich Philipp Moll und Martin Fürbringer für die vielen Synonyme, die Jean Paul für seine große Liebe, das Bier, gefunden hat

Bei der Ent­ste­hung ei­ner ih­rer letz­ten Ar­bei­ten in ei­nem Bier­kel­ler ei­ner al­ten Braue­rei in Bay­reuth an­läss­lich des 250. Ge­burts­ta­ges des Schrift­stel­lers Jean Paul durf­ten wir da­bei sein.

Martin Fürbringer: »Uns war immer wichtig, dass ganz viele kopfschüttelnde Leute in unseren Kunstwerken rumstehen, und sich denken, was soll das eigentlich und überhaupt nicht wissen, wofür das gut ist...«

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 35 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
Dezember 2017

Der Moll von Lauf links – Nach­ruf auf ei­nen ganz be­son­de­ren Men­schen

»Er war Po­et, Phi­lo­soph, Mu­si­ker und Künst­ler. Er war so durch und durch Künst­ler, dass er In­ter­pre­ta­tio­nen und Er­läu­te­run­gen über sei­ne Ar­beit und sach­li­che Er­klä­rungs­ver­su­che der mensch­li­chen Exi­stenz, und des Le­bens an sich für dum­mes eit­les Ge­schwätz ge­hal­ten hat. Phil­ipp war Men­schen­freund, Mok­kat­rin­ker, Fein­schmecker, wun­der­ba­rer Zu­hö­rer und be­gna­de­ter Er­zäh­ler.«, so lau­tet die An­kün­di­gung zu ei­ner Ver­an­stal­tungs­rei­he, die Freun­de und lang­jäh­ri­ge Weg­ge­fähr­ten im Herbst 2017 aus An­lass des er­sten To­des­ta­ges von Phil­ipp Moll or­ga­ni­siert ha­ben.

Philipp Moll starb im Herbst 2016 im Alter von 46 Jahren

Als wir Phil­ipp Moll 2012 im Rah­men ei­nes Fil­mes über die Für­ther Künst­le­rin Ju­lia Frisch­mann ken­nen­lern­ten, ent­stand schnell der Wunsch, Phil­ipp fil­misch zu por­trai­tie­ren. Als er im letz­ten Jahr ver­starb, war schon vie­les ge­dreht. Mit der Un­ter­stüt­zung von Phil­ipps Freun­den ist es ge­lun­gen, den Film fer­tig­zu­stel­len. Ent­stan­den ist ein Por­trait und gleich­zei­tig ein Nach­ruf auf ei­nen be­son­de­ren Künst­ler und Men­schen.

Mit der Band »Fast zu Fürth« stand Philipp bereits seit den 1990er Jahren auf der Bühne

Phil­ipp Moll stamm­te aus Lauf, ab­sol­vier­te ei­ne Schrei­ner­leh­re und stu­dier­te zu­nächst evan­ge­li­sche Theo­lo­gie, be­vor er an die Aka­de­mie der Bil­den­den Kün­ste in Nürn­berg wech­sel­te und dort sein Kunst­stu­di­um ab­schloss. Schon wäh­rend der Schul­zeit lern­te er sei­nen lang­jäh­ri­gen Freund Mat­thi­as Egers­dör­fer ken­nen. Bei­de stell­ten schnell fest, dass sie den glei­chen Hu­mor ha­ben und so be­gann be­reits am Gym­na­si­um ei­ne krea­ti­ve Zu­sam­men­ar­beit. In den 1990er Jah­ren leb­te Phil­ipp mit Freun­den auf ei­nem al­ten Bau­ern­hof im frän­ki­schen Win­ter­stein. Sie grün­de­ten den Kul­tur­ver­ein Win­ter­stein und nutz­ten den ehe­ma­li­gen Kuh­stall für Aus­stel­lun­gen, Le­sun­gen und Kon­zer­te. In die­ser Zeit ent­stand auch die Band Fast zu Fürth, in der Phil­ipp Moll bis zu­letzt das Wasch­brett und al­ler­lei an­de­re klei­ne In­stru­men­te be­dien­te.

Lesung aus Philipp Molls Buch »Blumen und Wurst«

Mit dem Bau­ern­haus in Win­ter­stein hat­te es 1996 ein En­de. Zur Freu­de von Phil­ipp er­gab sich 2004 in der Nürn­ber­ger Süd­stadt er­neut die Mög­lich­keit, Woh­nen und künst­le­ri­sche Ak­ti­vi­tä­ten zu ver­bin­den. Im Kunst- und Kur­haus Ka­ta­na e.V. brauch­te Phil­ipp nur ei­ne Trep­pe hin­un­ter­zu­ge­hen, um sich auf der Büh­ne in sei­ner mo­nat­li­chen Ver­an­stal­tungs­rei­he »Molls bun­ter Trich­ter« mit sei­nen Gä­sten zu tref­fen oder sei­ne li­te­ra­ri­schen Ar­bei­ten wie Brie­fe an sich selbst, Zeitunsgs­ko­lum­nen oder sein 2013 er­schie­ne­nes Buch »Blu­men und Wurst« dem Pu­bli­kum zu prä­sen­tie­ren.

Die Weltanschauungsbeauftragten bei der Arbeit zu einem Beitrag anlässlich des 250. Geburtstages von Jean Paul

Im Be­reich der Bil­den­den Kunst ar­bei­te­te Phil­ipp ab 2006 un­ter dem La­bel Die Welt­an­schau­ungs­be­auf­trag­ten mit Mar­tin Für­brin­ger zu­sam­men. Mit ih­ren Ar­bei­ten sa­hen sie sich als Ge­gen­pol zu ei­ner sich im­mer stär­ker kom­mer­zia­li­sie­ren­den Kunst­welt und be­schlos­sen, ge­mein­sam im Be­reich der »Kul­tur­ster­be­be­glei­tung, Pa­ra­noi­aeva­lua­ti­on oder Mut­ter­me­cha­nik« zu for­schen.

El Mago Masin zu Gast in »Molls bunter Trichter«

Mit Phil­ipp Moll hat die Re­gi­on ei­nen Men­schen ver­lo­ren, der in sei­ner mensch­li­chen und künst­le­ri­schen Ein­zig­ar­tig­keit bei de­nen, die das Glück hat­ten, ihn ken­nen zu dür­fen, noch lan­ge in Er­in­ne­rung blei­ben wird.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 47 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
Oktober 2017

Fest im Sat­tel – Er­wach­se­ne ler­nen Rad­fah­ren

In den ersten Stunden sind die TrainerInnen des ADFC schwer beschäftigt

Fahr­rad fah­ren – das lernt man als Kind, das kann man ein­fach! So geht es den mei­sten Men­schen. Für sie ist das Fahr­rad ein All­tags­ge­gen­stand, den sie nach Lust und Lau­ne ganz selbst­ver­ständ­lich nut­zen.

Blaue Flecken gehören dazu...

Es gibt al­ler­dings auch Men­schen, die das Fahr­rad fah­ren nie ge­lernt ha­ben oder sich aus den un­ter­schied­lich­sten Grün­den nicht mehr auf das Fahr­rad trau­en. Men­schen wie die 75-jäh­ri­ge Lin­de, die sich nach ei­nem Sturz nicht mehr aufs Rad ge­wagt hat, oder Heinz, dem die Ärz­te nach ei­nem Schlag­an­fall ge­sagt ha­ben, dass er wohl nie mehr Fahr­rad fah­ren kann, oder Susu­a­na, die in ih­rer ehe­ma­li­gen Hei­mat das Fahr­rad fah­ren nie ge­lernt hat, jetzt aber ger­ne mit ih­rem En­kel ge­mein­sam et­was un­ter­neh­men möch­te. Für sie bie­tet der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad-Club e.V. in Nürn­berg, kurz ADFC, seit ei­ni­gen Jah­ren Fahr­rad­kur­se für Er­wach­se­ne an.

Wichtig ist die richtige Technik beim Anfahren

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

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September 2017

Für im­mer fremd? Vier deut­sche Mus­li­me er­zäh­len über ihr Le­ben in Zei­ten von Ter­ror und wach­sen­der Is­lam­feind­lich­keit

1999 ha­ben wir die Be­geg­nungs­stu­be Me­di­na ken­nen ge­lernt und seit­dem mehr­mals über die Ak­ti­vi­tä­ten des Ver­eins be­rich­tet. Seit 30 Jah­ren be­müht man sich hier um den kul­tu­rel­len und in­ter­re­li­giö­sen Aus­tausch.

Szenenfoto

Die mei­sten Mit­glie­der sind gläu­bi­ge Mus­li­me mit tür­ki­schen Wur­zeln. In un­se­rer neue­sten Re­por­ta­ge ha­ben wir mit vier von ih­nen, al­les deut­sche Staats­bür­ger, ge­spro­chen, über

- Ak­zep­tanz und In­te­gra­ti­on

- die po­li­ti­sche Si­tua­ti­on in der Tür­kei und die Be­richt­erstat­tung in den deut­schen Me­di­en und

- ih­ren Glau­ben und was es be­deu­tet, ihn zu le­ben in Zei­ten von Ter­ror­an­schlä­gen und wach­sen­der Frem­den­feind­lich­keit.

Szenenfoto

Ei­ne, wie wir fin­den, be­rüh­ren­de Si­tua­ti­ons­be­schrei­bung von Men­schen, die hier ge­bo­ren sind oder zu­min­dest seit vie­len Jahr­zehn­ten hier le­ben, die sich für an­de­re Men­schen ein­set­zen und mit of­fe­nem Her­zen auf je­den zu­ge­hen, egal, wel­che Re­li­gi­on oder Welt­an­schau­ung er hat. Die uns aber auch auf­zei­gen, dass wir heu­te, in Zei­ten von Ter­ror und wach­sen­der Frem­den­feind­lich­keit, sehr ge­nau hin­hö­ren und hin­schau­en soll­ten, be­vor wir uns ein Bild über Men­schen ma­chen.

Szenenfoto

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 60 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
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