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Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


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Kli­ma schüt­zen ist kein Ver­bre­chen – Aktivist*innen im Por­trait

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Seit 2019 gibt es die Ortsgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen. Jeden Mittwoch um 18:30 Uhr treffen sie sich im Plenum.

Seit mehr als ei­nem Jahr be­glei­ten wir die Nürn­berg Für­ther Orts­grup­pe von Extinc­tion Re­bel­li­on, kurz XR.

Extinction Rebellion fordert den sofortigen Ausstieg aus den fossilen Energien

Die Klimaaktivist*innen ver­su­chen, Po­li­tik, Wirt­schaft und Be­völ­ke­rung da­von zu über­zeu­gen, dass un­ser der­zei­ti­ges Han­deln nicht aus­reicht, um die Erd­er­wär­mung, wie von der Welt­ge­mein­schaft be­reits 1997 im so­ge­nann­ten Kyo­to­pro­to­koll be­schlos­sen, auf 1,5 Grad zu be­gren­zen.

Die-in im Rahmen einer Demonstration zum Thema Artensterben und Erhaltung der Biodiversität

Um auf die Dring­lich­keit der Si­tua­ti­on auf­merk­sam zu ma­chen, or­ga­ni­siert XR phan­ta­sie­vol­le Pro­test­ak­tio­nen und greift da­bei auch auf For­men des Zi­vi­len Un­ge­hor­sams zu­rück.

Blockade am Nürnberger Hauptbahnhof – am Klavier Sarah Kuhn: 'Wie kann man zugucken und nichts tun?'

Zwei Aktivist*innen möch­ten wir in die­sem Por­trait nä­her vor­stel­len: Sa­rah Kuhn ist 26 und hat vor kur­zem ihr Mu­sik­stu­di­um ab­ge­schlos­sen. (Fo­to: Flo­ri­an He­nig)

Ziviler Ungehorsam beim Lobbyverband Zukunft Gas – Achim Scheidl: 'Wir sind nicht die Bösen, fossile Lobby, Zukunft Gas, das sind die Übeltäter, die die Regierung einwickeln.'

Achim Scheidl ist 58, selbst­stän­dig und im Be­reich En­er­gie­tech­nik tä­tig. (Fo­to: Ste­fan Müller/PIC ONE)

Vor gut ei­nem Jahr stan­den die bei­den erst­mals vor Ge­richt. Sie hat­ten an ei­ner Stra­ßen­blocka­de teil­ge­nom­men, um so der For­de­rung nach ei­nem Es­sens­ret­ten­ge­setz Nach­druck zu ver­lei­hen. Das Ge­richt ver­ur­teil­te sie und at­te­stier­te ih­nen in der Ur­teils­be­grün­dung »ver­werf­li­ches Han­deln«. Das woll­ten die bei­den und ih­re Mit­an­ge­klag­ten nicht ak­zep­tie­ren und gin­gen in Be­ru­fung. Sa­rah: »Es ist nicht ver­werf­lich, sich für den Er­halt von Men­schen­le­ben und von der Ar­ten­viel­falt ein­zu­set­zen. Und ge­nau das ha­ben wir ge­tan.« Achim: »Ich will ei­nen Frei­spruch, weil ich nicht als ver­werf­lich han­delnd durchs Le­ben ge­hen möch­te.«

Sarahs Freund*innen - Adrian: 'Der Prozess hat Sarah sehr belastet.' - Isabell: 'Ich mache mir auch große Sorgen um Sarah, dass sie einfach irgendwie nicht genug aufpasst auf sich selbst.'

Wir ha­ben Sa­rah und Achim in der Zeit zwi­schen den bei­den Pro­zes­sen bei ih­ren kli­ma­ak­ti­vi­sti­schen Ak­ti­vi­tä­ten be­glei­tet und mit Freun­den von Sa­rah und Achims Ehe­frau ge­spro­chen.

Achims Frau Katrin: 'Wenn ich jetzt sagen würde, ich finde das doof, was du machst, ich will das nicht… und er würde tatsächlich aufhören, da würde ganz viel kaputt gehen.'

Wir ha­ben zwei Men­schen ken­nen ge­lernt, die aus Ver­zweif­lung über die Ne­gie­rung der Kli­ma­kri­se von Po­li­tik und Be­völ­ke­rung in ih­rem Pro­test be­wusst Ge­set­ze bre­chen, um auf die Dring­lich­keit des Han­delns hin­zu­wei­sen und da­bei ho­he Geld­stra­fen und im Ex­trem­fall so­gar ei­ne Vor­stra­fe oder Ge­fäng­nis ris­kie­ren.

Achim und seine Anwältin vor Gericht

Achim: »Ich wer­de krank da­bei, wenn ich mich ein­fach auf So­fa set­zen wür­de und nichts mehr tue, ich muss da wei­ter­ma­chen.« Sa­rah: »Ich las­se mich jetzt nicht von ei­nem Ur­teil ab­schrecken da­von, Ak­ti­vi­sti zu sein. Das war rich­tig und ich ha­be es aus Über­zeu­gung ge­tan und mei­ne Über­zeu­gun­gen ha­ben sich nicht ge­än­dert.«

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 90 Min.

Hier könnt Ihr al­le 3 Tei­le in gan­zer Län­ge an­schau­en!

Diskussion

  1. Schalterwalter  •  6. Mrz. 2024, 12:55 Uhr

    Schö­ner Bei­trag! Stellt dif­fe­ren­ziert die Be­weg­grün­de der Ak­ti­vi­sti dar. Das sind so star­ke Men­schen, die die­se Last auf sich neh­men und et­was be­we­gen wol­len.

    #1 

  2. Greta  •  7. Mrz. 2024, 8:01 Uhr

    Es ist sooo wich­tig so was zu zei­gen! Dan­ke!!
    Ich hof­fe sehr, dass auch vie­le eher Ak­ti­vi­sti-kri­ti­sche Leu­te das se­hen.
    Rich­tig gu­te Ar­beit von al­len Be­tei­lig­ten!

    #2 

  3. Claudine  •  7. Mrz. 2024, 10:27 Uhr

    Ein fas­zi­nie­ren­des Por­trät, das die Mo­ti­ve der bei­den wirk­lich aus­leuch­tet. Hof­fent­lich springt der Fun­ke ganz oft über und vie­le er­ken­nen, wie wich­tig solch ein En­ga­ge­ment ist!

    #3 

  4. Ralf  •  7. Mrz. 2024, 11:26 Uhr

    Wow, das ist aber mal ei­ne de­tail­lier­te Re­cher­che. Die »Kli­makle­ber« wer­den nicht re­du­ziert auf Au­to­bahn-Blocka­den und Fähn­chen-Schwen­ken. Auf­wän­dig ge­macht und wirkt au­then­tisch.

    #4 

  5. Thea  •  10. Mrz. 2024, 20:12 Uhr

    Die Ak­tio­nen der Grup­pe und die­ser bei­den Prot­ago­ni­sten fin­de ich mu­tig und krea­tiv. Und der Film zeigt ein­drucks­voll, was für be­gab­te, en­ga­gier­te und lie­be­vol­le Men­schen das sind, und was sie be­reit sind, ein­zu­set­zen für die Chan­ce auf ei­ne be­wohn­ba­re Er­de. Und es ist be­rüh­rend, wie wich­tig bei bei­den die ver­ständ­nis­vol­len und un­ter­stüt­zen­den Partner:innen und Freund:innen sind.

    #5 

  6. Kapsa  •  12. Mrz. 2024, 19:20 Uhr

    Das ist wirk­lich wirk­lich tol­le Ar­beit von euch! Sehr au­then­tisch, sehr nah dran an de­ren Le­ben, oh­ne auf­dring­lich zu sein oder zu ver­ein­fa­chen. Es hat mich emo­tio­nal ab­so­lut ab­ge­holt, war schön an­zu­se­hen, und dann noch so ein gu­ter Zweck. Vie­len vie­len Dank

    #6 

  7. Christian  •  31. Mrz. 2024, 15:34 Uhr

    Hal­lo, vie­len Dank für die tol­len Sen­dun­gen. Die Ak­ti­vi­sti wer­den end­lich Mal so ge­zeigt, wie sie sind, und wer­den nicht ein­sei­tig dar­ge­stellt, wie so oft in letz­ter Zeit. Ih­re Be­weg­grün­de wer­den ein­dring­lich auf­ge­zeigt und v.a. auch die Fol­gen, die sie auf sich neh­men. Ein sehr wich­ti­ger Blick hin­ter die Ku­lis­sen. Hof­fent­lich hilft das, die Mei­nun­gen der Men­schen ge­gen­über den Kli­ma­ak­ti­vi­sti zum Po­si­ti­ven hin zu ver­än­dern.

    #7 

  8. Bettina  •  1. Apr. 2024, 11:52 Uhr

    Sehr in­ter­es­san­te und per­sön­li­che Por­träts, die ei­nen Ein­blick in das Er­le­ben und die Mo­ti­va­ti­on zum Ak­ti­vis­mus zwei­er ent­schlos­se­ner Men­schen ge­ben, und auch ein biss­chen was von den Aus­wir­kun­gen im fa­mi­liä­ren Um­feld er­ah­nen las­sen ... – dan­ke!

    #8 

  9. Isabell  •  2. Apr. 2024, 17:29 Uhr

    Ein wirk­lich packen­der und gut re­cher­chier­ter Drei­tei­ler! Ich ha­be mich die gan­ze Wo­che je­weils auf den neu­en Teil ge­freut. Toll ge­wähl­te Protagonist:innen, hat mich emo­tio­nal sehr er­grif­fen. Dan­ke euch, dass ihr dem The­ma so mehr Be­deu­tung bei­gemes­sen habt.

    #9 

  10. Nico  •  6. Mai. 2024, 16:45 Uhr

    Wer die Ge­fah­ren der ra­san­ten Erd­er­hit­zung und des ra­pi­den Ar­ten­schwunds ein­mal ver­stan­den hat, kann nie mehr zu­rück in die Un­be­küm­mert­heit, mit der die Ver­drän­gungs­ge­sell­schaft die Fak­ten und Alarm­si­gna­le aus der Wis­sen­schaft igno­riert. Wer nicht in ei­ne de­pres­si­ve Re­si­gna­ti­on ver­fal­len will, muss jetzt han­deln. Die Pro­test­for­schung hat her­aus­ge­fun­den, dass dra­sti­sche Ver­än­de­run­gen am schnell­sten durch mas­sen­haf­ten, zi­vi­len (=ge­walt­frei­en) Un­ge­hor­sam zu er­rei­chen sind. Achim und Sa­rah sind Pio­nie­re, die mu­tig und selbst­los auf die­sem Weg vor­an­ge­hen. Ein­zig das »mas­sen­haft« fehlt noch. Des­we­gen bin ich der Me­di­en PRAXIS zu­tiefst dank­bar für Ih­re hoch­wer­ti­ge und er­grei­fen­de Ar­beit. Ich hof­fe, dass sich da­durch noch viel mehr Men­schen die bei­den zum Vor­bild neh­men und der Kli­ma­ge­rech­tig­keits­be­we­gung an­schlie­ßen. Mei­ne Vi­si­on: auf­grund die­ser Do­ku wer­den 2035 in Nürn­berg zwei Stra­ßen nach den bei­den be­nannt!

    #10 

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