Juni 2011
Mourat, Sohn türkischstämmiger Griechen, wurde vor 21 Jahren in Fürth geboren. Nach einer Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer stellte er fest, dass er vom Leben mehr will, als Brot und Brötchen zu verkaufen. Seitdem sind einige Jahre vergangen.
Mourat tritt inzwischen bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Rapper M‑StYlEr auf und besucht gleichzeitig die Berufsoberschule, um sein Abitur nachzumachen. Er ist froh, dass er hier in Deutschland die Möglichkeit dazu hat und kann die Kritik von anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund an seiner neuen Heimat nicht verstehen. »Man scheisst nicht auf den Teller, von dem man isst!«, so lautet ein türkisches Sprichwort, das er in diesem Zusammenhang gerne zitiert.
Manchmal fühlt sich Mourat etwas zweigeteilt: Einerseits ist er ein sehr bodenständiger Mensch, dem die Familie über alles geht. Andererseits gibt es da den Rapper M‑StYlEr, dessen großer Traum es ist, Erfolg mit seiner Musik zu haben: »Der Mourat und der M‑StYlEr, das sind zwei Personen, der Mourat, der bin ich, der sorgt halt für seine Ausbildung, für seine Zukunft, der bildet sich weiter und der M‑StYlEr, der ist halt der Künstler, der in mir drin steckt, der braucht halt seine Bühne und für ihn wünsch ich mir halt nur ein Album aufm Regal zum Verkaufen, er soll eine Million damit verdienen und dann kann er schon in die Rente gehen, mehr braucht der nicht zu machen, und danach kann der Mourat in Ruhe mit seiner Familie glücklich in seinem Haus leben.«
Juni 2010
Ein Imker kämpft für das Überleben der Bienen – In der Region als polarisierender Unruhestifter umstritten, in seiner Fachkenntnis aber von allen anerkannt: Matthias Rühl, Vorsitzender der Imker des Landkreises Neustadt/Aisch. Sein Alltag ist geprägt vom zunehmenden Überlebenskampf seiner Bienen, denen landwirtschaftliche Naturverwertung und dekoratives Naturverständnis schwer zu schaffen machen.
Mai 2010
Anastasia wurde in Moldawien geboren und war drei Jahre alt, als ihre Eltern sich trennten. Da ihre Mutter in Moldawien keine gut bezahlte Arbeit fand, fing sie an, ihr Geld mit Im- und Exportgeschäften zu verdienen. In den Jahren, in denen ihre Mutter meist auf Reisen war, lebten sie und ihr Bruder bei einer Tante. Unter der Trennung litt die Familie sehr. Nachdem Anastasias Mutter in Deutschland eine Arbeit gefunden hatte, kamen 2001 auch ihre Kinder hierher.
Anastasia war froh, wieder mit der Mutter zusammen zu sein. Sie hat schnell Deutsch gelernt, viele Freunde gefunden und ist eigentlich eine »integrierte Migrantin«. Doch die Sehnsucht nach Moldawien bleibt. »Ich fühl mich da einfach ganz anders. Ich bin ein ganz anderer Mensch.« Inzwischen ist Anastasia 19 und auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz – ihr Traum wäre es allerdings, noch mal eine Zeit in Moldawien zu verbringen. »Vielleicht hab ich dann satt davon, ich weiß es nicht, kann ja sein, dann kann ich hier frei normal leben wie jeder andere, weil jetzt geht das nicht, ich bin auf zwei Ländern so, sagen wir, verteilt. Ich hab woanders noch ein anderes Leben, es ist einfach so.«
Februar 2010
Wenn man durch Langenfeld in Mittelfranken geht, bleibt man unwillkürlich stehen, schaut – und freut sich: Ein kleiner Garten, in dem aus jedem Busch ein skurriles Keramikobjekt schaut und sogar Fische in den Bäumen fliegen – handwerkliches Können und Humor springen den Betrachter an. Und dann kommt man in die umgebaute Scheune und staunt nur noch ob der Vielfalt der ausgestellten Bilder und Objekte...
Paul Reutter, geboren 1927 in Brasilien und 1930 nach Neustadt/Aisch gekommen: Nach einer wechselvollen Biographie landet er 1979 wieder in der mittelfränkischen Heimat. Dort ist er deren malender Chronist, und seine Arbeiten begegnen uns hier in Büchern, Wartezimmern und Rathäusern – sie sind ein Bestandteil der Region geworden.
Juli 2009
Der Film schlägt einen Bogen vom ersten Bühnenauftritt des fünfjährigen Volker Heißmann im Kindergarten bis zur heutigen Zeit mit über 300 Auftritten im Jahr und einer eigenen Fernsehshow im Bayerischen Rundfunk. Er gibt einen Einblick in das Privatleben des Komikers und Entertainers, von der ersten Liebe, der er ein eigenes Lied widmete, bis zu den Schwierigkeiten, trotz unzähliger Termine das Privatleben zu organisieren. Er erzählt von seinem Auftritt in der Comödie, den er mit Verdacht auf Schlaganfall abbrechen musste und seinem Versuch, daraus Konsequenzen zu ziehen und zeigt die Verbundenheit Volker Heißmanns mit seiner Heimatstadt, die er bis heute, wo immer es ihm möglich erscheint, unterstützt.
Der Film gibt auch einen Einblick in die Lebenseinstellung eines Künstlers, der zu seinen Glaubensüberzeugungen auch in der Öffentlichkeit steht, ihm wichtige Dinge mit Benefizaktionen unterstützt und neben all dem, gemeinsam mit seinem Bühnenpartner Martin Rassau und den Geschäftspartnern Michael Urban und Marcel Gasde, auch als Unternehmer erfolgreich agiert. Das Portrait eines Menschen, der seine Heimatstadt Fürth mit seiner Persönlichkeit und als Komiker bundesweit bekannt gemacht hat.
Dezember 2008
Sisay Shimeles steht kurz vor Beendigung seines Kunststudiums in Äthiopien, als er einen Wettbewerb zur Ausgestaltung des Expostandes seines Heimatlandes in Hannover gewinnt. Der junge Künstler empfindet dies als große Ehre und kommt nach Deutschland, um 12 große Wandgemälde für den Äthiopischen Pavillon zu malen.
Sisay, zum damaligen Zeitpunkt politisch völlig unerfahren, nimmt die Aufgabe sehr ernst und versucht, in den Bildern neben den schönen und faszinierenden Seiten auch die vorhandenen Probleme in seiner Heimat darzustellen. So entsteht ein Bild, das auf die von Hungersnot und Krieg geprägte Realität Äthiopiens Bezug nimmt.
Dieses Bild verändert Sisays Situation entscheidend. Wenige Wochen vor Eröffnung der Expo kommen Regierungsmitarbeiter nach Deutschland. Sie entscheiden, das Bild nicht auszustellen und erklären Sisay zur unerwünschten Person. Von einem Tag auf den anderen wird aus dem ambitionierten jungen Künstler ein politischer Flüchtling. Der Film begleitet den Künstler bei seinem Versuch, in Deutschland eine neue Heimat zu finden und zeigt dabei einen Menschen, der trotz vieler Tiefschläge nicht aufgehört hat, an das Gute im Menschen zu glauben.
November 2008
2001 konvertierte Gisela Blume zum Judentum. Nach jahrelanger intensiver Beschäftigung mit dem alten jüdischen Friedhof in Fürth, in denen sie fast 6000 der verwitterten und teilweise zerstörten Grabinschriften wieder lesbar machte und so den Nachfahren ermöglichte, die Gräber ihrer Ahnen zu besuchen, fand sie im jüdischen Glauben eine neue Heimat. Von 2004 bis 2008 engagierte sie sich als Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde in Fürth. Während dieser Zeit entstand ein Buch über die Geschichte des alten jüdischen Friedhofs in Fürth, mit dem Gisela Naomi Blume der Gemeinde »ein Stück ihrer zerbrochenen Geschichte« zurückgeben will.
Juni 2008
Tunay Duman kam vor 30 Jahren mit einem abgeschlossenen Pharmaziestudium aus der Türkei nach Fürth, um seine Doktorarbeit in Deutschland zu machen. Doch es kam alles ganz anders, denn sein Studium wurde nicht anerkannt. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er als Hilfsarbeiter in der Großbäckerei Wölfel. Neben 10 Stunden Arbeit in der Firma beginnt er, Deutsch zu lernen und sich für die Probleme seiner türkischen Landsleute zu interessieren.
Er engagiert sich im türkischen Kulturverein, hilft türkischen Kindern bei den Hausaufgaben, wird in den Ausländerbeirat gewählt und sorgt als Vorsitzender von ditib dafür, dass seine Landsleute ein eigenes Kulturzentrum mit Moschee bekommen, so dass sie auch in Fürth so etwas wie Heimatgefühle entwickeln können. Das Portrait eines Mannes, der mit seinem Engagement einiges in Fürth auf den Weg brachte.
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