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Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


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Selbst­be­stimmt und mit Freu­de ler­nen – Die Lern­werk­statt

Selbst­be­stimmt, von­ein­an­der und mit­ein­an­der ler­nen und da­bei Spaß ha­ben – das ist das Ziel der Lern­werk­statt in der Ems­kir­che­ner Grund­schu­le. Ein­mal pro Schul­jahr kommt je­de Klas­se für drei Wo­chen in die Lern­werk­statt. In spe­zi­ell für die­sen Zweck um­ge­wid­me­ten Räu­men dür­fen die Schü­ler selbst ent­schei­den, was sie er­for­schen wol­len. Vor­ge­ge­ben ist nur ein sehr all­ge­mein for­mu­lier­tes The­ma. Wie sie an die not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen kom­men und wie sie zum Ab­schluss ih­re For­schungs­er­geb­nis­se prä­sen­tie­ren, ist Sa­che der Schü­ler.

Die drei forschen über Nofretete und Cleopatra. Lotte fragt sich: »Frauen waren ja früher nicht so wichtig, und dann wurden die beiden aber Pharaoninnen, das find ich ganz spannend.«

Die Schü­ler ha­ben die Mög­lich­keit, in Klein­grup­pen und in ih­rem ei­ge­nen Tem­po den Din­gen auf den Grund zu ge­hen. Sie su­chen zu ih­rem The­ma In­for­ma­tio­nen aus Bü­chern und dem In­ter­net zu­sam­men und ex­pe­ri­men­tie­ren mit in der Lern­werk­statt vor­han­de­nen Ma­te­ria­li­en. Wenn die Kin­der die In­for­ma­tio­nen zu ih­rem The­ma zu­sam­men­ge­tra­gen und im For­scher­heft fest­ge­hal­ten ha­ben, wer­den die Er­geb­nis­se für die Prä­sen­ta­ti­on vor der Klas­se auf­ge­ar­bei­tet.

Die Kinder schrecken beim selbstständigen Forschen auch nicht vor schwierigen und komplexen Themen zurück.

Die Lern­werk­statt er­for­dert auch von den Leh­rern ei­ne neue In­ter­pre­ta­ti­on ih­rer Rol­le: Sie sind nicht pri­mär, wie im nor­ma­len Un­ter­richt, als Wis­sens­ver­mitt­ler, son­dern viel­mehr als Lern­be­glei­ter ge­for­dert. Die­ses Um­den­ken ist nicht je­dem leicht ge­fal­len. In­zwi­schen sind aber aus den mei­sten Skep­ti­kern Fans der Lern­werk­stattidee ge­wor­den.

»Du kannst lernen, ohne dass Du halt Druck hast, und du kannst Dir aussuchen, über was du forschst oder worüber du jetzt was lernst.« Tyler und Niclas beim Experimentieren am Mikroskop

Für Lern­werk­statt­be­ra­te­rin Tan­ja Schedl geht es in der Lern­werk­statt um mehr als den Er­werb von rei­nem Fak­ten­wis­sen: »Die Be­deu­tung, Wis­sen, Fak­ten ab­ruf­bar pa­rat im Kopf zu ha­ben, zeigt sich in der Ge­sell­schaft kaum noch als not­wen­dig, bei ei­nem nor­ma­len Abend­essen sit­zen Men­schen am Tisch und je­der hat so­fort die Mög­lich­keit, di­gi­tal auf ein Le­xi­kon zu­zu­grei­fen und die­ses Wis­sen pa­rat zu ha­ben, in­so­fern hat die Tech­nik die­se Not­wen­dig­keit, Wis­sen und Fak­ten ab­ruf­bar zu ha­ben, ein­fach über­holt.«

Fast das gesamte Kollegium arbeitet im Lernwerkstatt-Team mit. Gemeinsam bereiten sie das Thema für das kommende Schuljahr vor. Auch wenn hier didaktisches Material ausprobiert wird – zum Einsatz kommt es in Emskirchen kaum. Die Kinder sollen ihre Kreativität möglichst frei entwickeln.

Für sie spie­len das Er­ler­nen von ei­gen­ver­ant­wort­li­chem, selbst­be­stimm­ten Han­deln, die Ent­wick­lung von So­zi­al­kom­pe­tenz und das krea­ti­ve Prä­sen­tie­ren der Er­geb­nis­se ei­ne min­de­stens ge­nau­so gro­ße Rol­le. Sie sieht in der Me­tho­de auch ei­ne Mög­lich­keit, die Kreat­vi­tät von Kin­dern zu för­dern: »In der nor­ma­len Frei­zeit­ge­stal­tung ist bei un­se­ren Kin­dern häu­fig zu be­ob­ach­ten, dass sie be­spielt oder be­spaßt oder ver­spor­tet in ir­gend ei­ner Form im­mer an­ge­lei­tet wer­den, und krea­ti­ve ei­ge­nen Ideen zu fin­den von den Kin­dern ein­fach we­nig ge­fragt wird.«

Sophie und Jule präsentieren ihren Mitschülern die Mode der 70er und 80er Jahre. »Das lustige ist, da ist eine Hose darunter. Die hat man angezogen, dann ist man so aus dem Haus gegangen, hat sich irgendwo im Busch oder so versteckt und hat die Hose ausgezogen und ist dann so in die Disco gegangen.«

Schu­le kann Spass ma­chen! Das kann man an der Ems­kir­che­ner Grund­schu­le haut­nah er­le­ben.

HERMANN GUTMANN STIFTUNG Die­ser Film wur­de als Ko­ope­ra­ti­ons­pro­jekt im Auf­trag der HERMANN GUTMANN STIFTUNG in jour­na­li­sti­scher Ver­ant­wor­tung von Me­di­en Pra­xis e. V. rea­li­siert.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 3 mal 30 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.

Diskussion

  1. Medien PRAXIS e. V.  •  22. Mai. 2017, 11:31 Uhr

    Pres­se­spie­gel: Film über die Lern­werk­statt: Mit Lust in die Schu­le (FN)

    #1 

  2. Dr. Petra Hiebl  •  3. Jul. 2017, 13:33 Uhr

    Der Film „Selbst­be­stimmt und mit Freu­de ler­nen: die Lern­werk­statt“ zeigt Sze­nen der Lern­werk­statt­ar­beit an der Grund­schu­le Ems­kir­chen. Der Zu­schau­er wird durch die Lern­werk­statt­ar­beit zum Rah­men­the­ma „Zeit­rei­se“ ge­lei­tet, in­dem Schü­le­rin­nen und Schü­ler ih­re Ar­beit er­klä­ren, man Kin­dern bei ih­rem Tun zu­schaut, die Lern­um­ge­bung in der Lern­werk­statt wei­te­re In­for­ma­tio­nen bei­steu­ert so­wie die Lern­werk­statt­be­ra­te­rin Tan­ja Schedl durch ge­ziel­te Kom­men­ta­re das Ge­se­he­ne re­flek­tiert und so­mit di­dak­tisch-me­tho­di­sche so­wie fach­li­che Über­le­gun­gen ver­deut­licht.
    Mit zahl­rei­chen Kin­der­aus­sa­gen wer­den die Lern­erfah­run­gen in der Lern­werk­statt aus der Per­spek­ti­ve der Kin­der über­zeu­gend il­lu­striert. Die kind­li­che Be­gei­ste­rung für die Lern­werk­statt­ar­beit ist fast spür­bar. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler spre­chen da­von, ei­ge­nen In­ter­es­sen nach­ge­hen und selbst­be­stimmt ler­nen zu kön­nen. Sie spre­chen von Kom­pe­tenz­er­le­ben und von Freu­de und Spaß an der Ar­beit.
    Der Film ist be­son­ders aus­sa­ge­kräf­tig, weil er me­tho­disch-di­dak­ti­sche und fach­li­che Her­aus­for­de­run­gen der Lern­werk­statt­ar­beit noch­mals kri­tisch be­trach­tet und gleich­zei­tig Lö­sungs­mög­lich­kei­ten an­bie­tet. So wird u.a. das Fra­gen fin­den, das dem for­schen­den Ler­nen zu ei­gen ist, the­ma­ti­siert und me­tho­disch auf­be­rei­tet. Wei­ter­hin wird auch an­ge­spro­chen, dass es ge­ra­de auch um fach­li­che Kom­pe­tenz beim Ler­nen in der Lern­werk­statt geht und wie die­se „ge­steu­ert“ und be­glei­tet wer­den kann. Auch Feed­back­kul­tur wird als Ele­ment der Lern­werk­statt­ar­beit ver­an­schau­licht. Der ge­sam­te Film ist reich an ein­zel­nen Ele­men­ten in­no­va­ti­ver Vor­ge­hens­wei­sen, um Kin­dern ent­decken­des, kom­pe­tenz­ori­en­tier­tes Ler­nen zu er­mög­li­chen.
    Der Film zeigt zu­dem, wie Lern­werk­stät­ten Un­ter­richts­ent­wick­lung be­ein­flus­sen, weil ge­mein­sam mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen über Lern­werk­statt­ar­beit nach­ge­dacht wird. Die Vor­be­rei­tung der Lern­werk­stät­ten für die Kin­der er­folgt ge­mein­sam, auch die kon­zep­tio­nel­le Ar­beit die da­hin­ter steckt.
    Gleich­zei­tig wird durch die Sze­nen des Films mehr als deut­lich, dass be­stä­tigt wer­den kann: Auf den Leh­rer kommt es an! Tan­ja Schedl, die über vie­le Jah­re hin­weg Lern­werk­statt­ar­beit an­bie­tet und die­se kon­ti­nu­ier­lich wei­ter ent­wickelt, über­zeugt mit ih­ren über­leg­ten Kom­men­ta­ren. Sie lei­tet die Kin­der an, be­glei­tet und be­stärkt sie in ih­ren in­di­vi­du­el­len Lern­we­gen und zeigt sich sel­ber im­mer wie­der neu­gie­rig in der Fra­ge, wie Ler­nen ge­lin­gen kann.
    Ins­ge­samt ist der Film se­hens­wert und wert­voll für Leh­rer­bil­dung al­ler Pha­sen. Nicht nur für die Lern­werk­statt­be­gei­ster­ten birgt er je­de Men­ge Ideen und Er­fah­run­gen, son­dern für al­le Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, die ih­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler selbst­be­stimmt und mit Freu­de ler­nen las­sen wol­len.

    Dr. Pe­tra Hiebl
    Ka­tho­li­sche Uni­ver­si­tät Eich­stätt – In­gol­stadt
    Lehr­stuhl für Grund­schul­päd­ago­gik und Grund­schul­di­dak­tik

    #2 

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