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Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


September 2022

Ab­schie­bung trotz Aus­bil­dung? – Als Facharbeiter*innen ge­braucht, als Ge­flüch­te­te un­er­wünscht

Wäh­rend der er­sten Flücht­lings­wel­le 2015 ka­men vie­le Ju­gend­li­che und jun­ge Er­wach­se­ne über das Mit­tel­meer nach Eu­ro­pa. In der Hoff­nung auf ei­ne bes­se­re Zu­kunft mach­ten sich auch Mift­ah Muk­tar Ab­doo und To­fik Aha­mad auf den ge­fähr­li­chen Weg.

Tofik Ahamad ist im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung als Rohrleitungsbauer.

Mit gro­ßem En­ga­ge­ment lern­ten sie die Spra­che, be­such­ten die Schu­le, er­ziel­ten gu­te Er­geb­nis­se und mach­ten sich dann auf die Su­che nach ei­nem Aus­bil­dungs­platz. Da bei­de im un­si­che­ren Sta­tus der Dul­dung le­ben, wa­ren vie­le Fir­men nicht be­reit, sie aus­zu­bil­den, da sie je­der­zeit ab­ge­scho­ben wer­den kön­nen. In­zwi­schen ha­ben bei­de Arbeitgeber*innen ge­fun­den, die be­reit wa­ren, das Ri­si­ko ei­ner Ab­schie­bung auf sich zu neh­men.

Tofiks Chef Thomas Pickl hat mit der Ausbildung von Geflüchteten gute Erfahrungen gemacht und fragt sich, warum Fachkräfte in anderen Ländern abgeworben werden, »wenn Menschen da sind, die das können oder sagen, sie sind bereit dazu, diese Arbeit zu machen.«

Mift­ah macht der­zeit ei­ne Aus­bil­dung zum Flie­sen­le­ger, To­fik lernt Rohr­lei­tungs­bau­er. Bei­des Be­ru­fe, für die deut­sche Fir­men hän­de­rin­gend nach Fach­kräf­ten su­chen.

Miftah Muktar Abdoo kommt aus Äthiopien und ist Fliesenleger im zweiten Lehrjahr.

Ob die bei­den dau­er­haft in Deutsch­land blei­ben dür­fen, ist al­ler­dings wei­ter­hin un­klar. Für sie, ih­re Arbeitgeber*innen und vie­le Fach­leu­te, die sich mit der Si­tua­ti­on auf dem deut­schen Ar­beits­markt be­schäf­ti­gen, ein un­er­träg­li­cher Zu­stand. »Das ist ge­lin­de ge­sagt ei­ne Rie­sen­saue­rei, dass Aus­zu­bil­den­de, die im Bau­ge­wer­be ler­nen oder ge­lernt ha­ben, ab­ge­scho­ben wer­den, weil wir hän­de­rin­gend Fach­ar­bei­ter brau­chen, ganz egal, aus wel­chem Land und wel­cher Na­ti­on.«, so Hans Beer von der IG-BAU.

Hans Beer - Bezirksvorsitzender der IG BAU - setzt sich dafür ein, dass Geflüchtete, die eine Ausbildung absolviert haben, in Deutschland bleiben dürfen und nicht abgeschoben werden.

Um den Fach­kräf­te­man­gel zu be­he­ben und den Ge­flüch­te­ten ei­ne si­che­re Zu­kunft zu er­mög­li­chen, for­dern vie­le Fach­leu­te und Arbeitgeber*innen ei­nen so­ge­nann­ten Spur­wech­sel. Gut in­te­grier­ten Ge­flüch­te­ten soll so nach ei­ner er­folg­reich ab­ge­schlos­se­nen Be­rufs­aus­bil­dung der Ver­bleib in der Bun­des­re­pu­blik zu­ge­stan­den wer­den, selbst wenn ih­rem Asyl­an­trag nicht statt­ge­ge­ben wur­de.

Andrea Ackermann hat im Rahmen ihrer Arbeit als Integrationsbeauftragte beim Nürnberger Sportservice 2018 eine WG gegründet, in der Miftah mit anderen Geflüchteten lebt und viel Unterstützung erfährt.

Für Mift­ah, To­fik und vie­le tau­send Ge­flüch­te­te wä­re ein Spur­wech­sel die Mög­lich­keit, oh­ne Angst vor Ab­schie­bung zu le­ben, den deut­schen Ar­beits­markt zu ent­la­sten und sich ei­ne Zu­kunft in Deutsch­land auf­zu­bau­en.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

Mai 2022

600 Ta­ge Nürn­ber­ger Kli­ma­camp – Zeit für neue Ak­ti­ons­for­men?

Im letzten Plenum auf dem Sebalder Platz wird das Vorgehen für die Kundgebung, den Verschenkemarkt und den Abbau besprochen.

»Ein Ju­bi­lä­um und ein En­de. So­was fällt oft zu­sam­men.«, sagt Mar­kus Feu­er­lein bei der Ab­schluss­kund­ge­bung des Nürn­ber­ger Kli­ma­camps. Er war seit dem er­sten Tag ak­tiv an der Mahn­wa­che be­tei­ligt, die En­de April, nach 600 Ta­gen des Cam­pie­rens am Se­bal­der Platz und in Sicht­wei­te des Rat­hau­ses be­en­det wur­de.

Nach 600 Tagen Dauermahnwache gab es auf dem Sebalder Platz nicht nur Zelte, sondern sogar kleine Bäume wuchsen im Klimacamp.

Sie kämpf­ten für Kli­ma­ge­rech­tig­keit, woll­ten die Öf­fent­lich­keit für die dro­hen­den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels sen­si­bi­li­sie­ren und die Stadt da­zu be­we­gen, ih­re For­de­run­gen, die dem Stadt­rat seit 2019 vor­lie­gen, um­zu­set­zen.

Nachdem die Entscheidung gefallen ist, kann auch der Regen den Abbau nicht mehr stoppen.

Ihr An­spruch war, mit dem Camp ei­nen Ort zu schaf­fen, der frei von Re­pres­si­on und Dis­kri­mi­nie­rung ist, in dem Ent­schei­dun­gen ge­mein­sam und gleich­be­rech­tigt ge­trof­fen wer­den, ei­nen Ort, an dem sich jede*r si­cher und wohl füh­len kann.

Jani, Matteo und Markus (von links)

point hat drei Aktivist*innen wäh­rend der letz­ten Camp­ta­ge be­glei­tet. Mar­kus, Ja­ni und Matteo er­zäh­len über gu­te und schwe­re Zei­ten, dar­über, was mit der Mahn­wa­che er­reicht wur­de, was die Zeit im Camp mit ih­nen per­sön­lich ge­macht hat, und ob sie sich wei­ter po­li­tisch en­ga­gie­ren wol­len.

Als Gruppe bleibt das Klimacamp bestehen und plant neue Aktionen.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

April 2022

Bau auf Kunst! – mit Krea­ti­vi­tät ge­gen den Fach­kräf­te­man­gel

Barbara Engelhard arbeitet für dieses Projekt vor allem mit dem Computer an ihrer Kunst. Hierbei lässt sie verschiedene Medien zusammenfließen.

Das Bau­re­fe­rat der Stadt Fürth sucht seit Jah­ren hän­de­rin­gend nach Fach­kräf­ten zur Fest­an­stel­lung. 2021 wur­den vom Stadt­rat 18 Stel­len für die 6 Äm­ter des Re­fe­ra­tes ge­neh­migt – die mei­sten sind bis heu­te un­be­setzt.

Bei der Vorstellung der Arbeiten entsteht noch ein Gruppenfoto aller Künstlerinnen und Künstler mit ihren gedruckten Werken.

Um an die­ser „ver­hee­ren­den Si­tua­ti­on“ et­was zu än­dern, be­schloss Fürths Bau­re­fe­ren­tin Chri­sti­ne Lip­pert, un­ge­wöhn­li­che We­ge zu ge­hen. Für­ther Künstler*innen wur­den ein­ge­la­den, sich an ei­ner Aus­schrei­bung zu be­tei­li­gen, die zum Ziel hat, für die Äm­ter des Bau­re­fe­rats Stel­len­an­zei­gen zu ent­wer­fen.

Julia Frischmann und die Amtsleitung der Stadtentwässerung stimmen sich über die Auswahl des Gemäldes für die Stellenanzeigen ab.

Ent­stan­den sind 6 sehr un­ter­schied­li­che Kunst­wer­ke, die vor kur­zem der Öf­fent­lich­keit vor­ge­stellt wur­den.

Thomas Mohi arbeitet in seinem Atelier an seiner Kaltnadelradierung für das Gebäudewirtschaftsamt.

point hat den Ent­ste­hungs­pro­zess ei­ni­ger die­ser Ar­bei­ten be­glei­tet und ist der Fra­ge nach­ge­gan­gen, in­wie­weit künst­le­ri­sche Krea­ti­vi­tät und die An­for­de­run­gen der Äm­ter an Stel­len­an­zei­gen zu ei­ner er­folg­rei­chen Sym­bio­se zu­sam­men­ge­führt wer­den kön­nen.

Bei der Präsentation der Ergebnisse haben sowohl Künstlerinnen und Künstler, als auch die Amtsleitungen von der Zusammenarbeit berichtet.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

Dezember 2021

»Wir blei­ben, bis Ihr han­delt!« – Die Men­schen vom Nürn­ber­ger Kli­ma­camp

Zweimal in der Woche setzen sich die Klimacamper*innen im Plenum zusammen und diskutieren aktuelle Fragen, treffen gemeinsam Entscheidungen und legen fest, welche Dinge erledigt werden müssen.

Win­ter 2021: Auf dem Se­bal­der Platz, in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zum Nürn­ber­ger Rat­haus, steht seit Sep­tem­ber 2020 das Kli­ma­camp. Mit ei­ner per­ma­nen­ten Mahn­wa­che ma­chen die Aktivist*innen seit mehr als ein­ein­vier­tel Jah­ren auf die dro­hen­den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels auf­merk­sam.

Im Laufe der 15 Monate waren mittlerweile über 400 Aktivist*innen im Klimacamp aktiv.

Mit ih­rem Pro­test woll­ten sie er­rei­chen, dass die ge­wähl­ten Vertreter*innen der Stadt­ge­sell­schaft, die An­stren­gun­gen, das 2015 in Pa­ris be­schlos­se­ne Ziel, die Erd­er­wär­mung auf 1,5 Grad zu be­gren­zen, ver­stär­ken.

Das Klimacamp steht mitten auf dem Sebalder Platz, in Sichtweite zum Nürnberger Rathaus.

Dar­über hin­aus ha­ben die Aktivist*innen den An­spruch, mög­lichst re­pres­si­ons- und hier­ar­chie­frei mit­ein­an­der um­zu­ge­hen. Für sie ist das Kli­ma­camp auch der Ver­such, »ei­ne Uto­pie im Blick­feld des Rat­hau­ses zu le­ben«.

Man kann jederzeit ins Camp kommen, um sich zu informieren und mit den Aktivist*innen ins Gespräch zu kommen.

An­dre­as Kriegl­stein, der Frak­ti­ons­chef der Nürn­ber­ger CSU, ließ im Sep­tem­ber 2021 ver­lau­ten, das The­ma sei »durch­kom­mu­ni­ziert«, und die Aktivist*innen sol­len den Platz der Be­völ­ke­rung zu­rück ge­ben. Das sa­hen die Klimacamper*innen völ­lig an­ders. Ge­mäß Ih­res Wahl­spruchs »Wir blei­ben, bis ihr han­delt« wol­len sie das Kli­ma­camp auf­recht­erhal­ten und die Mahn­wa­che auch im zwei­ten Win­ter fort­füh­ren.

Damit die längste Demonstration, die es in Nürnberg je gab, nicht aufgelöst werden kann, müssen Tag und Nacht mindestens zwei Menschen im Klimacamp sein.

point hat die Aktivist*innen zwei­ein­halb Mo­na­te im Herbst und Win­ter 2021 bei ih­rem Pro­test be­glei­tet. Ent­stan­den ist ei­ne Re­por­ta­ge über Men­schen, die sich mit ih­rem Han­deln der dro­hen­den Kli­ma­ka­ta­stro­phe in ei­ner ih­nen ei­ge­nen Ra­di­ka­li­tät ent­ge­gen stel­len.

Im drit­ten Teil der Re­por­ta­ge sind Auf­nah­men vom Hun­ger­streik der letz­ten Ge­ne­ra­ti­on zu se­hen – die Auf­nah­men stam­men von John Mio Meh­nert, der zu­sam­men mit An­ny Rei­ser die Ak­ti­on vor dem Ber­li­ner Reichs­tag be­glei­tet hat.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 80 Min.

Juli 2021

»Kein Ab­seits im Fußball«-Integrationsarbeit beim Nürn­ber­ger Sport­Ser­vice

Mindestens zweimal pro Woche ist die Ehrenamtlerin Anne Münch vor Ort, um die WG-Bewohner zu unterstützen.

Als im Som­mer 2015 nach UNHCR An­ga­ben mehr als 1 Mil­li­on Men­schen über das Mit­tel­meer nach Eu­ro­pa flo­hen, ka­men vie­le von ih­nen nach Nürn­berg. Der da­ma­li­ge Ober­bür­ger­mei­ster der Stadt Ul­rich Ma­ly er­kann­te schnell, dass man den Ge­flüch­te­ten, die zum gro­ßen Teil in Not­un­ter­künf­ten un­ter­ge­bracht wur­den, Be­schäf­ti­gungs­an­ge­bo­te ma­chen muss. So ent­stand das Pro­jekt »Kein Ab­seits im Fuß­ball«, das beim Nürn­ber­ger Sport­Ser­vice an­ge­sie­delt wur­de.

Es ist immer von Vorteil, wenn der Nachhilfelehrer die Muttersprache spricht – Während der Pandemie gibt Micko Dagne, der bereits das C1 Zertifikat hat, seinen äthiopischen Landsleuten Nachhilfe.

Was an­fangs vor al­lem da­zu dien­te, den Ge­flüch­te­ten Sport­an­ge­bo­te zu ma­chen, hat sich im Lau­fe der Jah­re zu ei­ner weit­rei­chen­den Un­ter­stüt­zung Ju­gend­li­cher und Her­an­wach­sen­der bei der In­te­gra­ti­on in Deutsch­land ent­wickelt. Ne­ben der Ko­ope­ra­ti­on mit meh­re­ren Nürn­ber­ger Sport­ver­ei­nen gibt es in­zwi­schen ei­ne Sport-WG, in der 17 Ge­flüch­te­te le­ben, die wäh­rend ih­rer schu­li­schen und be­ruf­li­chen Aus­bil­dung un­ter­stützt wer­den. Au­ßer­dem hat sich ei­ne ei­ge­ne Pro­jekt­mann­schaft ge­bil­det, die beim ASN Pfeil Phö­nix in­zwi­schen auch am Li­ga­be­trieb teil­ge­nom­men hat – bis die Pan­de­mie kam...

Jeden Samstag bieten die Projektteilnehmer, die alle ausgebildete Sportcoaches sind, Sport in verschiedenen Stilrichtungen an – natürlich Fußball, aber auch Boxen und Taekwondo.

Im Zen­trum der Ar­beit steht An­drea Acker­mann, die ge­mein­sam mit ei­nem Netz von eh­ren­amt­li­chen Hel­fern und gro­ßem ei­ge­nem En­ga­ge­ment das Pro­jekt mit Le­ben er­füllt. Zu ihr kom­men die Ju­gend­li­chen, wenn sie Schrei­ben der Aus­län­der­be­hör­de be­ant­wor­ten müs­sen, es in Schu­le oder Aus­bil­dung zu Pro­ble­men kommt oder sie ei­nen Aus­bil­dungs­platz su­chen. An­drea sucht für je­des Pro­blem nach ei­ner Lö­sung.

Trainer Leon Ackermann bereitet die Mannschaft auf eines der wenigen Fußballspiele zwischen den zwei Lockdowns in 2020 vor.

Die Ge­flüch­te­ten zah­len mit ge­sell­schaft­li­chem En­ga­ge­ment zu­rück. Sie ar­bei­ten als Co-Trai­ner bei ver­schie­de­nen Sport­ver­ei­nen, ma­chen Sport­an­ge­bo­te an Brenn­punkt­schu­len oder bie­ten an­de­ren, noch nicht so gut Deutsch spre­chen­den Ge­flüch­te­ten Deutsch­un­ter­richt an, da die Kur­se an Bil­dungs­ein­rich­tun­gen auf Grund von Co­ro­na über vie­le Mo­na­te aus­ge­fal­len sind. Ein Pro­jekt, das zeigt, wie wich­tig Un­ter­stüt­zung und ein ent­spre­chen­des Um­feld sind, da­mit In­te­gra­ti­on ge­lin­gen kann.

Im Juni 2019 feiern Andrea Ackermann und die Projektteilnehmer (3. Herrenmannschaft des Partnervereins ASN Pfeil Phönix) einen erfolgreichen Saisonabschluss in der B-Liga Frankenhöhe.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 75 Min.

April 2021

»Nichts zu tun, stand für uns nie zur Dis­kus­si­on!« – Kul­tur in pan­de­mi­schen Zei­ten

Im März 2020 muss­ten in Deutsch­land auf Grund von Co­vid 19 al­le Kul­tur­ein­rich­tun­gen schlie­ßen. Das kul­tu­rel­le Le­ben in Deutsch­land ist seit­dem fast voll­stän­dig lahm­ge­legt. Für Sa­bi­ne Tipp, Lei­te­rin des Ju­gend­kul­tur­ma­nage­ments con-ac­tion des Ju­gend­am­tes Fürth, ei­ne Si­tua­ti­on, mit der sie und ihr Team sich nicht ab­fin­den woll­ten. Ihr Ziel: ei­ne Ver­an­stal­tungs­rei­he im Frei­en in den Som­mer­mo­na­ten.

Mit viel Abstand konnte sich das Publikum beim Sommer am Lindenhain pandemiegerecht bewegen (Foto: © Arne Marenda).

Wäh­rend in ganz Deutsch­land Kon­zer­te und Fe­sti­vals ab­ge­sagt wur­den, be­gann man trotz al­ler Un­wäg­bar­kei­ten im Früh­som­mer 2020 mit den Vor­be­rei­tun­gen.

Insgesamt 16 Veranstaltungen haben Sabine Tipp und ihr Team organisiert und durchgeführt (Foto: © Arne Marenda).

Ge­plant wur­den Kon­zer­te mit Bands aus dem In- und Aus­land, Thea­ter­auf­füh­run­gen und ein Fa­mi­li­en­tag. Der »Som­mer am Lin­den­hain« soll­te an den Wo­chen­en­den von Ju­li bis Ok­to­ber statt­fin­den. Da­bei war es den Macher*innen wich­tig, dass die Band­auf­trit­te als »Steh­platz­kon­zer­te« statt­fin­den, um ein we­nig Fe­sti­val­fe­e­ling zu er­mög­li­chen.

Um nicht vergessen zu werden, produziert das Team immer wieder Beiträge für Facebook und Instagram – hier zu 1 Jahr Lockdown.

Mit viel Elan ging man die Sa­che an und muss­te fest­stel­len, dass die Rah­men­be­din­gun­gen, un­ter de­nen Ver­an­stal­tun­gen im Som­mer und Herbst 2020 durch­ge­führt wer­den durf­ten, sich zum Teil täg­lich än­der­ten. Für die Ver­ant­wort­li­chen ei­ne rie­si­ge Her­aus­for­de­rung, da nicht nur die ge­for­der­ten Hy­gie­ne­kon­zep­te, die man ge­ra­de aus­ge­ar­bei­tet hat­te, we­ni­ge Ta­ge spä­ter schon wie­der über­holt wa­ren.

Wie viele andere Veranstalter hat auch das con-action zunächst Konzerte aus dem Club gestreamt.

Trotz all die­ser Wid­rig­kei­ten konn­ten al­le Ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt wer­den. Für die Or­ga­ni­sie­ren­den ein gro­ßer Er­folg, für den sie von Pu­bli­kum, den Musiker*innen und son­sti­gen Akteur*innen auf der Büh­ne viel Bei­fall und Lob er­hiel­ten.

Sabine Tipp hat Veranstaltungen zum Teil 3 oder 4 mal verschoben bzw. ganz absagen müssen.

Grund ge­nug für Sa­bi­ne Tipp und ihr Team, um auch 2021 ei­ne Wie­der­ho­lung des »Som­mers am Lin­den­hain« an­zu­ge­hen.

Seit über einem Jahr ist der vom Fürther Jugendamt betriebene Club »Kopf und Kragen« bereits geschlossen.

Ei­ne Re­por­ta­ge, die zeigt, dass es sich auch in Pan­de­mie­zei­ten lohnt, sich mit viel En­ga­ge­ment und Ri­si­ko­be­reit­schaft für Künstler*innen, Kul­tur­schaf­fen­de und das Pu­bli­kum ein­zu­set­zen.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 30 Min.

Februar 2021

Le­ben zwi­schen Hof­fen und Ban­gen – 1 Jahr Co­vid 19

Not macht erfinderisch: Helmut Dölle verkaufte seinen Eierpunsch nicht auf dem Weihnachtsmarkt, sondern verschickt auf Bestellung.

Im Früh­jahr 2020 ha­ben wir erst­mals Für­ther und Ein­rich­tun­gen, die von den Co­vid 19-Maß­nah­men be­son­ders be­trof­fen sind, be­sucht: Udo Mar­tin vom Kul­tur­zen­trum Kof­fer­fa­brik, Mi­cha­el Nie­der­mei­er, den Päch­ter des Bi­stro Ga­le­rie in der Gu­stav­stra­ße, das Ca­fé Sam­oc­ca, das Men­schen mit Han­di­cap be­schäf­tigt, die In­ha­ber der TAN­Ze­rei in der Für­ther Süd­stadt und Mit­ar­bei­ter der Buchand­lung Edel­mann. Wir ha­ben uns mit Schau­stel­ler Hel­mut Döl­le ge­trof­fen und die Mu­si­ke­rin Stef­fi Zach­mei­er zu ei­nem ih­rer sel­te­nen Auf­trit­te in 2020 be­glei­tet.

Weil sie coronabedingt kaum Auftritte hatte, hat Volksmusikantin Steffi Zachmeier sich einen Schrebergarten zugelegt.

Im Ja­nu­ar ha­ben wir die­se Men­schen noch ein­mal be­sucht und woll­ten wis­sen, wie es ih­nen im ver­gan­ge­nen Jahr er­gan­gen ist, wie sie Weih­nach­ten ver­bracht ha­ben und was sie vom Jahr 2021 er­hof­fen.

Ent­stan­den ist ei­ne Re­por­ta­ge über und mit Men­schen, die von ih­ren Ge­füh­len, Hoff­nun­gen und Äng­sten er­zäh­len, die sich fra­gen, ob sie ih­rem Be­ruf ir­gend­wann wie­der in der ge­wohn­ten Wei­se nach­ge­hen kön­nen (Schau­stel­ler Hel­mut Döl­le: »So, wie es ein­mal war, wird es nie wie­der wer­den.«) und sich auch Ge­dan­ken dar­über ma­chen, was Co­ro­na mit und aus un­se­rer Ge­sell­schaft macht. »Co­vid wird auf Dau­er un­se­re Ge­sell­schaft ver­än­dern, al­so da bin ab­so­lut da­von über­zeugt, das wird nicht mehr ver­schwin­den, wir wer­den ler­nen müs­sen, da­mit zu le­ben.« (Heinz Kre­ke­l­er von Bü­cher Edel­mann), »Die­se mo­ra­li­schen An­sprü­che, die vie­le Leu­te da ha­ben, ach die Ge­sell­schaft, die ist jetzt sen­si­bler, die ist jetzt so­li­da­ri­scher, das glau­be ich nicht.« (Mi­cha­el Nie­der­mei­er vom Bi­stro Ga­le­rie)

Nicht nur Kater Kasimir wartet darauf, dass endlich wieder Gäste in die Kofferfabrik kommen dürfen.

AKTUELL: Die Kün­di­gung der Kof­fer­fa­brik zum 1. Sep­tem­ber 2021 ist erst ein­mal zu­rück­ge­nom­men wor­den. Über das wei­te­re Schick­sal des un­ab­hän­gi­gen Kul­tur­zen­trums wird in der näch­sten Wo­che in ei­ner Vi­deo­kon­fe­renz zwi­schen Mie­ter, Ver­mie­ter und Stadt ver­han­delt.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 60 Min.

Dezember 2020

Ca­fé Sam­oc­ca, ge­leb­te In­klu­si­on in der Für­ther In­nen­stadt – doch dann kam Co­vid 19…

Szenenfoto

Seit März 2015 be­treibt die Le­bens­hil­fe in der Für­ther In­nen­stadt das Ca­fé Sam­oc­ca. 20 Men­schen mit Be­hin­de­rung ha­ben hier ei­ne eben­so an­spruchs­vol­le wie ab­wechs­lungs­rei­che Ar­beit ge­fun­den. Nach oft­mals vie­len Jah­ren im ge­schütz­ten Rah­men der Werk­stät­ten hat­ten sie sich ent­schie­den, den Schritt an ei­nen neu­en an­spruchs­vol­len Ar­beits­platz zu wa­gen. Im Lau­fe der Jah­re ha­ben sie im­mer mehr Ver­ant­wor­tung, auch für kom­ple­xe Auf­ga­ben, über­nom­men und da­bei viel Rou­ti­ne und Selbst­si­cher­heit ent­wickelt. »Es war ne gu­te Ent­schei­dung, im Sam­oc­ca an­zu­fan­gen, du hast das dann im Blut in­nen­drin, und der Kör­per weiß, wie musst du es ma­chen. Die Ner­vö­sig­keit ist weg und das ist das Be­ste.«

Szenenfoto

Im März die­sen Jah­res woll­te man das fünf­jäh­ri­ge Be­stehen des Pro­jekts fei­ern, doch dann er­reich­te die Co­ro­na-Pan­de­mie Deutsch­land und das Sam­oc­ca muss­te wie al­le ga­stro­no­mi­schen Be­trie­be schlie­ßen. Man be­half sich, in­dem man in den Ca­fé­räu­men Werk­statt­ar­beits­plät­ze für die Sam­oc­ca-Be­schäf­tig­ten ein­rich­te­te. Im Ju­ni er­öff­ne­te das Sam­oc­ca wie­der mit ei­nem mit neu er­ar­bei­te­ten, auf­wän­di­gen Hy­gie­ne­kon­zept und Be­schäf­tig­ten, die froh wa­ren, wie­der ar­bei­ten zu dür­fen. Der Gä­ste­zu­spruch hielt sich al­ler­dings in Gren­zen. »Wir sind jetzt un­ge­fähr bei 50% im Ver­gleich zum Vor­jahr, den­noch bin ich sehr stolz auf die Be­schäf­tig­ten, die sich wirk­lich ganz kon­se­quent an die Hy­gie­ne­re­geln hal­ten, 8 Stun­den mit dem Mund-Na­sen-Schutz hier die Gä­ste be­die­nen, die halt noch da sind, da zieh ich echt den Hut.«, so Kaf­fee­haus­lei­tung Ste­phan Har­rer.

Szenenfoto

Als im No­vem­ber der zwei­te Lock­down kommt und wie­der Werk­statt­ar­beit im Sam­oc­ca ge­macht wer­den muss, se­hen sich die Ver­ant­wort­li­chen mit der Fra­ge kon­fron­tiert, ob und wie das Ca­fé un­ter die­sen Um­stän­den wei­ter ge­führt wer­den kann. Doch dass das Sam­oc­ca für im­mer schließt, kön­nen und wol­len sich die Be­schäf­tig­ten nicht vor­stel­len. »In die Werk­statt zu­rück­ge­hen? Kann ich net. Das will ich auch net.« (Fe­lix Schnei­der), »Ich ha­be so ei­nen gro­ßen Sprung ge­macht und den möch­te ich nicht wie­der ka­putt ma­chen.« (Li­sa Dah­l­mann)

Szenenfoto

Der Film zeigt, wie wich­tig den Be­schäf­tig­ten die Ar­beit im Sam­oc­ca ge­wor­den ist – »Sam­oc­ca ist mei­ne Fa­mi­lie und mei­ne Freun­de!« – wel­che Ent­wick­lung sie in den fast sechs Jah­ren ge­leb­ter In­klu­si­on ge­macht ha­ben – »Was mein­ste, wie lan­ge ich ge­braucht ha­be, bis ich fit hier drin war … jetzt ist der Kno­ten ge­platzt!« und wel­che Ge­dan­ken sie sich zur Co­ro­na-Pan­de­mie ma­chen.

Das Samocca-Team (Foto: Daniel Duve, www.danielduve.com)

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Tho­mas Stei­ger­wald  •  Län­ge: 65 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.
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