März 2023

El Mago Masin, wohnhaft in Nürnberg und seit vielen Jahren auf so gut wie allen Comedy-Bühnen in Deutschland präsent, ist ein Allroundtalent. Der stolze Vater von Zwillingsmädchen besticht nicht nur mit virtuosem Gitarrenspiel und anarchistischem Wortwitz auf der Bühne.

Er hat auch unheimlich viel Lust aufs Basteln, was er unter anderem an seiner »LML«, einem Nachbau der legendären Vespa PX auslebt: »Wenn ich nicht auf der Bühne wäre, dann wär’ ich Bastelkönig... irgendwas mit Kabeln wahrscheinlich. Oder mit Bewegungsmeldern.«

El Mago Masin mag kein Schubladendenken – »Ich wüsste nicht, wie ich mich selbst bezeichnen sollte«. Seine Auftritte sind in den seltensten Fällen politisch, aber wenn er gebeten wird, Pate für eine Schule ohne Rassismus zu werden, ist er gerne dazu bereit, schreibt mit den Schülern ein Lied und produziert anschließend mit ihnen ein farbenfrohes Musikvideo.

Die Jahre der Pandemie sind aber auch für ihn eine harte Zeit. Abgesehen von einzelnen Auftritten auf Kreuzfahrtschiffen liegt auch für den Comedian das kulturelle Leben in Deutschland brach. Für El Mago Masin kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen: Er spielt für Frau und Kinder den Hausmann, wäscht die Wäsche oder kocht »nach Gefühl« das Mittagessen und fragt sich, ob das vielleicht auch auf Dauer Spaß machen könnte.

Schon bald findet er aber neue Betätigungsfelder: Er schreibt ein Kinderbuch, gründet nebenbei einen Buchverlag und kauft sich ein altes Wohnmobil, welches er herrichtet und damit anschließend nach Polen fährt. Um dort dem kleinsten Pferd der Welt ein Lied zu spielen – natürlich auf Polnisch.

Oktober 2022
Der Nürnberger Comedian und Liedermacher El Mago Masin möchte das kleinste Pferd der Welt besuchen, um ihm ein Lied zu spielen. Bombel, so heißt das Pferd, das als kleinstes seiner Art im Guinness Buch der Rekorde steht, lebt in Polen. Soviel weiß er. Mit seinem Oldtimer-Wohnmobil macht er sich auf den Weg.

Bevor es nach Polen geht, gibt es einen Zwischenstopp in Berlin, wo er bei einem Liedermacher Festival auftritt und das Publikum in seine Suche einbezieht.

Am nächsten Tag beginnt die Suche. Er versucht sich durchzufragen – allerdings: ab der Grenze wird polnisch gesprochen...

Mit Hilfe des Google-Translators versucht El Mago Masin sich verständlich zu machen, mit wechselndem Erfolg.

So kommt es auf der Fahrt kreuz und quer durch polnische Landschaften zu vielfältigen, manchmal skurrilen Situationen und Begegnungen.

Bei einer Zwischenstation in Breslau verdient er sich als Straßenmusiker ein paar Zloty und versucht, seine Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. Aber die Aussagen, wo sich das kleinste Pferd der Welt befinden könnte, bleiben widersprüchlich.

Nach mehreren Tagen ist die Irrfahrt dann doch noch von Erfolg gekrönt. El Mago Masin kann dem weltkleinsten Pferd ein Lied singen – natürlich auf polnisch (oder so ähnlich).

Ein Roadmovie der besonderen Art.
September 2022
Während der ersten Flüchtlingswelle 2015 kamen viele Jugendliche und junge Erwachsene über das Mittelmeer nach Europa. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft machten sich auch Miftah Muktar Abdoo und Tofik Ahamad auf den gefährlichen Weg.

Mit großem Engagement lernten sie die Sprache, besuchten die Schule, erzielten gute Ergebnisse und machten sich dann auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Da beide im unsicheren Status der Duldung leben, waren viele Firmen nicht bereit, sie auszubilden, da sie jederzeit abgeschoben werden können. Inzwischen haben beide Arbeitgeber*innen gefunden, die bereit waren, das Risiko einer Abschiebung auf sich zu nehmen.

Miftah macht derzeit eine Ausbildung zum Fliesenleger, Tofik lernt Rohrleitungsbauer. Beides Berufe, für die deutsche Firmen händeringend nach Fachkräften suchen.

Ob die beiden dauerhaft in Deutschland bleiben dürfen, ist allerdings weiterhin unklar. Für sie, ihre Arbeitgeber*innen und viele Fachleute, die sich mit der Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt beschäftigen, ein unerträglicher Zustand. »Das ist gelinde gesagt eine Riesensauerei, dass Auszubildende, die im Baugewerbe lernen oder gelernt haben, abgeschoben werden, weil wir händeringend Facharbeiter brauchen, ganz egal, aus welchem Land und welcher Nation.«, so Hans Beer von der IG-BAU.

Um den Fachkräftemangel zu beheben und den Geflüchteten eine sichere Zukunft zu ermöglichen, fordern viele Fachleute und Arbeitgeber*innen einen sogenannten Spurwechsel. Gut integrierten Geflüchteten soll so nach einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung der Verbleib in der Bundesrepublik zugestanden werden, selbst wenn ihrem Asylantrag nicht stattgegeben wurde.

Für Miftah, Tofik und viele tausend Geflüchtete wäre ein Spurwechsel die Möglichkeit, ohne Angst vor Abschiebung zu leben, den deutschen Arbeitsmarkt zu entlasten und sich eine Zukunft in Deutschland aufzubauen.
Mai 2022

»Ein Jubiläum und ein Ende. Sowas fällt oft zusammen.«, sagt Markus Feuerlein bei der Abschlusskundgebung des Nürnberger Klimacamps. Er war seit dem ersten Tag aktiv an der Mahnwache beteiligt, die Ende April, nach 600 Tagen des Campierens am Sebalder Platz und in Sichtweite des Rathauses beendet wurde.

Sie kämpften für Klimagerechtigkeit, wollten die Öffentlichkeit für die drohenden Folgen des Klimawandels sensibilisieren und die Stadt dazu bewegen, ihre Forderungen, die dem Stadtrat seit 2019 vorliegen, umzusetzen.

Ihr Anspruch war, mit dem Camp einen Ort zu schaffen, der frei von Repression und Diskriminierung ist, in dem Entscheidungen gemeinsam und gleichberechtigt getroffen werden, einen Ort, an dem sich jede*r sicher und wohl fühlen kann.

point hat drei Aktivist*innen während der letzten Camptage begleitet. Markus, Jani und Matteo erzählen über gute und schwere Zeiten, darüber, was mit der Mahnwache erreicht wurde, was die Zeit im Camp mit ihnen persönlich gemacht hat, und ob sie sich weiter politisch engagieren wollen.

April 2022

Das Baureferat der Stadt Fürth sucht seit Jahren händeringend nach Fachkräften zur Festanstellung. 2021 wurden vom Stadtrat 18 Stellen für die 6 Ämter des Referates genehmigt – die meisten sind bis heute unbesetzt.

Um an dieser „verheerenden Situation“ etwas zu ändern, beschloss Fürths Baureferentin Christine Lippert, ungewöhnliche Wege zu gehen. Fürther Künstler*innen wurden eingeladen, sich an einer Ausschreibung zu beteiligen, die zum Ziel hat, für die Ämter des Baureferats Stellenanzeigen zu entwerfen.

Entstanden sind 6 sehr unterschiedliche Kunstwerke, die vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

point hat den Entstehungsprozess einiger dieser Arbeiten begleitet und ist der Frage nachgegangen, inwieweit künstlerische Kreativität und die Anforderungen der Ämter an Stellenanzeigen zu einer erfolgreichen Symbiose zusammengeführt werden können.

Dezember 2021

Winter 2021: Auf dem Sebalder Platz, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nürnberger Rathaus, steht seit September 2020 das Klimacamp. Mit einer permanenten Mahnwache machen die Aktivist*innen seit mehr als eineinviertel Jahren auf die drohenden Folgen des Klimawandels aufmerksam.

Mit ihrem Protest wollten sie erreichen, dass die gewählten Vertreter*innen der Stadtgesellschaft, die Anstrengungen, das 2015 in Paris beschlossene Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, verstärken.

Darüber hinaus haben die Aktivist*innen den Anspruch, möglichst repressions- und hierarchiefrei miteinander umzugehen. Für sie ist das Klimacamp auch der Versuch, »eine Utopie im Blickfeld des Rathauses zu leben«.

Andreas Krieglstein, der Fraktionschef der Nürnberger CSU, ließ im September 2021 verlauten, das Thema sei »durchkommuniziert«, und die Aktivist*innen sollen den Platz der Bevölkerung zurück geben. Das sahen die Klimacamper*innen völlig anders. Gemäß Ihres Wahlspruchs »Wir bleiben, bis ihr handelt« wollen sie das Klimacamp aufrechterhalten und die Mahnwache auch im zweiten Winter fortführen.

point hat die Aktivist*innen zweieinhalb Monate im Herbst und Winter 2021 bei ihrem Protest begleitet. Entstanden ist eine Reportage über Menschen, die sich mit ihrem Handeln der drohenden Klimakatastrophe in einer ihnen eigenen Radikalität entgegen stellen.
Im dritten Teil der Reportage sind Aufnahmen vom Hungerstreik der letzten Generation zu sehen – die Aufnahmen stammen von John Mio Mehnert, der zusammen mit Anny Reiser die Aktion vor dem Berliner Reichstag begleitet hat.
Juli 2021

Als im Sommer 2015 nach UNHCR Angaben mehr als 1 Million Menschen über das Mittelmeer nach Europa flohen, kamen viele von ihnen nach Nürnberg. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Ulrich Maly erkannte schnell, dass man den Geflüchteten, die zum großen Teil in Notunterkünften untergebracht wurden, Beschäftigungsangebote machen muss. So entstand das Projekt »Kein Abseits im Fußball«, das beim Nürnberger SportService angesiedelt wurde.

Was anfangs vor allem dazu diente, den Geflüchteten Sportangebote zu machen, hat sich im Laufe der Jahre zu einer weitreichenden Unterstützung Jugendlicher und Heranwachsender bei der Integration in Deutschland entwickelt. Neben der Kooperation mit mehreren Nürnberger Sportvereinen gibt es inzwischen eine Sport-WG, in der 17 Geflüchtete leben, die während ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung unterstützt werden. Außerdem hat sich eine eigene Projektmannschaft gebildet, die beim ASN Pfeil Phönix inzwischen auch am Ligabetrieb teilgenommen hat – bis die Pandemie kam...

Im Zentrum der Arbeit steht Andrea Ackermann, die gemeinsam mit einem Netz von ehrenamtlichen Helfern und großem eigenem Engagement das Projekt mit Leben erfüllt. Zu ihr kommen die Jugendlichen, wenn sie Schreiben der Ausländerbehörde beantworten müssen, es in Schule oder Ausbildung zu Problemen kommt oder sie einen Ausbildungsplatz suchen. Andrea sucht für jedes Problem nach einer Lösung.

Die Geflüchteten zahlen mit gesellschaftlichem Engagement zurück. Sie arbeiten als Co-Trainer bei verschiedenen Sportvereinen, machen Sportangebote an Brennpunktschulen oder bieten anderen, noch nicht so gut Deutsch sprechenden Geflüchteten Deutschunterricht an, da die Kurse an Bildungseinrichtungen auf Grund von Corona über viele Monate ausgefallen sind. Ein Projekt, das zeigt, wie wichtig Unterstützung und ein entsprechendes Umfeld sind, damit Integration gelingen kann.

April 2021
Im März 2020 mussten in Deutschland auf Grund von Covid 19 alle Kultureinrichtungen schließen. Das kulturelle Leben in Deutschland ist seitdem fast vollständig lahmgelegt. Für Sabine Tipp, Leiterin des Jugendkulturmanagements con-action des Jugendamtes Fürth, eine Situation, mit der sie und ihr Team sich nicht abfinden wollten. Ihr Ziel: eine Veranstaltungsreihe im Freien in den Sommermonaten.

Während in ganz Deutschland Konzerte und Festivals abgesagt wurden, begann man trotz aller Unwägbarkeiten im Frühsommer 2020 mit den Vorbereitungen.

Geplant wurden Konzerte mit Bands aus dem In- und Ausland, Theateraufführungen und ein Familientag. Der »Sommer am Lindenhain« sollte an den Wochenenden von Juli bis Oktober stattfinden. Dabei war es den Macher*innen wichtig, dass die Bandauftritte als »Stehplatzkonzerte« stattfinden, um ein wenig Festivalfeeling zu ermöglichen.

Mit viel Elan ging man die Sache an und musste feststellen, dass die Rahmenbedingungen, unter denen Veranstaltungen im Sommer und Herbst 2020 durchgeführt werden durften, sich zum Teil täglich änderten. Für die Verantwortlichen eine riesige Herausforderung, da nicht nur die geforderten Hygienekonzepte, die man gerade ausgearbeitet hatte, wenige Tage später schon wieder überholt waren.

Trotz all dieser Widrigkeiten konnten alle Veranstaltungen durchgeführt werden. Für die Organisierenden ein großer Erfolg, für den sie von Publikum, den Musiker*innen und sonstigen Akteur*innen auf der Bühne viel Beifall und Lob erhielten.

Grund genug für Sabine Tipp und ihr Team, um auch 2021 eine Wiederholung des »Sommers am Lindenhain« anzugehen.

Eine Reportage, die zeigt, dass es sich auch in Pandemiezeiten lohnt, sich mit viel Engagement und Risikobereitschaft für Künstler*innen, Kulturschaffende und das Publikum einzusetzen.
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