Februar 2013
Anfang dieser Woche sahen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion unter dem Artikel »Lebenslust, Lebensfrust – vom spannungsreichen Leben in der Gustavstraße« auf unbestimmte Zeit zu deaktivieren. Einige schriftliche bzw. fernmündlich (mit unterdrückter Rufnummer) geäußerte Meinungen waren derart niveaulos, dass wir dies weder akzeptieren noch veröffentlichen wollten. Wir sahen uns mit Unterstellungen, Beleidigungen und sogar mit der Androhung bzw. Ankündigung von Straftaten konfrontiert, die größtenteils gegen Dritte, aber zum Teil auch gegen uns ausgesprochen wurden. In der bald 18-jährigen Schaffenszeit von Medien PRAXIS e. V. ist dies ohne Beispiel.
Damit konnten nun leider auch Kommentare von Personen, die sich die Mühe gemacht haben, ihre Meinung sehr differenziert niederzuschreiben, nicht mehr veröffentlicht werden. Dass wir auf diese Weise Zensur ausüben wollen (wie vereinzelt behauptet), weisen wir entschieden zurück. Leider ist davon auch unser erklärtes Anliegen, eine offene und respektvolle Diskussion zu führen, betroffen.
Während der Austausch von Argumenten auf anderen Plattformen (Blogs, diverse Facebook-Seiten) zumindest teilweise mit Behauptungen, Unterstellungen und Diffamierungen untermauert wird, möchten wir eben dies auf unserer Homepage verhindern. Aus diesem Grund ist es in unserem Blog verpflichtend, Mail-Adresse und Namen anzugeben. Dies führt allerdings dazu, dass sich Menschen, die nicht alle Entwicklungen in der Gustavstraße gutheißen, sehr schwer tun, sich frei zu äußern. Sie befürchten Repressionen oder gar Mobbing. Man spricht zwar am Telefon oder persönlich offen mit uns, möchte aber auf keinen Fall, dass der eigene Name publik wird. Ängste, die anscheinend schon länger existieren: Anwohner, die sich 2011 mit einer Unterschriftsliste ans Ordnungsamt wandten, um sich über die Zunahme von Lärm-Emmissionen zu beschweren, bestanden schon damals darauf, dass die Liste vorher anonymisiert wird.
Eine ehemalige Anwohnerin spricht im Film davon, wie schade es ist, dass die gemäßigten Stimmen auf Grund der Schärfe, die der Konflikt inzwischen erreicht hat, nicht mehr gehört werden. Das sehen wir ähnlich, zumal wir immer wieder aufs Neue von Situationen erfahren, in denen versucht wird, Menschen zu beeinflussen oder unter Druck zu setzen.
Im Zusammenhang mit dem Konflikt kursieren eine ganze Reihe von Gerüchten, Unterstellungen und Behauptungen, die ehrverletzend sind, in Einzelfällen sogar strafrechtlich relevant sein könnten. Seit wir uns mit dem Thema beschäftigen, werden wir fast täglich damit konfrontiert. Einiges war bzw. ist im Internet nachzulesen. Das meiste wird aber mündlich (ganz bewusst?) weitergegeben. Wir mussten feststellen, dass diese Aussagen nicht nur wesentlich zur Meinungsbildung beitragen, sondern sich auch oft nach dem Prinzip der »Stillen Post« verselbstständigen und mit jeder weiteren Wiedergabe an Schärfe und Dramatik zunehmen.
Wie also mit dieser Situation umgehen? Wie kann man in einer Stadt, die sich als liberal und weltoffen versteht, ein Klima erzeugen, in dem man wieder angstfrei und ohne Opfer von Polemik zu werden, seine Meinung vertreten kann? Alle, die sich dazu äußern wollen, laden wir hiermit herzlich dazu ein, dies hier zu tun. Wir bitten, dabei auf Unterstellungen zu verzichten.
PS.: Am kommenden Sonntag wiederholen wir das Kurzportrait einer Fürther Jüdin, die 1938, als 17-jähriges Mädchen nach Polen deportiert wurde. Obwohl diese Stadt Ausgangspunkt ihrer jahrzehntelangen Leidensgeschichte ist, während der sie unter anderem fünf Jahre in einem russischen Konzentrationslager zubringen musste, kehrte sie in den 1960er Jahren in ihr geliebtes Fürth zurück: Sie wollte die Einwohner dieser Stadt nicht für das, was ihr geschehen war, verantwortlich machen. Vielleicht ein gutes Beispiel dafür, dass es meist mehrere Möglichkeiten gibt, mit Situationen umzugehen, selbst wenn man Unrecht erleiden musste...
Januar 2013
Mit ihren 18 gastronomischen Betrieben, vielen kleinen Geschäften und schön sanierten alten Häusern ist die in der Fürther Altstadt gelegene Gustavstraße ein Ort, der Menschen weit über die Stadtgrenzen hinaus anzieht. Doch während die Besucher den südländisch wirkenden Charme genießen, hat sich die Straße in den letzten Jahren für einige Anwohner zum Albtraum entwickelt.
Die Ausweitung der Freischankflächen vor den Gaststätten und die steigende Anzahl von Festen mit der Möglichkeit, an den Sommerwochenenden bis 24.00 Uhr im Freien zu sitzen, haben dazu geführt, dass sich im Jahr 2010 etwa 80 Anwohner bei der Stadt über den zunehmenden Lärm in ihrem Wohnumfeld beschweren. Zwischen Wirten und Anwohnern werden Vereinbarungen geschlossen, die aber nach Ansicht letzterer nicht wirklich eingehalten werden. Anwohner sehen ihre Gesundheit bedroht. Wirte hingegen beklagen, dass ihre wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel stehe.
Im Sommer 2012 eskaliert die Situation: Ein Anwohner wird als psychisch krank diffamiert, im Internet werden T‑Shirts mit ehrverletzenden Aufdrucken angeboten und die öffentlich gehaltene Rede eines Musikers führt zu sehr emotionalen Äußerungen gegen die Beschwerdeführer. Der Rechtsreferent der Stadt Fürth spricht von faschistoiden Methoden, das Klima in der Gustavstrasse scheint endgültig vergiftet. Droht der gastronomischen Vorzeigestraße Fürths das Aus?
Der Film dokumentiert die Entwicklungen der letzten Monate, gibt der Stadt Fürth, Anwohnern, Wirten und Besuchern der Gustavstraße die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzustellen und stellt die Frage, wie man dort wieder zu einem friedlichen Miteinander finden kann.
Januar 2013
Mit dem neuen Jahr treten bei Medien PRAXIS e. V. einige Änderungen ein.
Wir senden weiterhin sonntags, ab der zweiten Januarwoche aber zu einer anderen Zeit: Die neuen Sendezeiten für point Reportagen, Dokumentationen und Portraits sind 19:30 Uhr, 21:30 Uhr und 23:30 Uhr. Außerdem wurde die Sendezeit für den jeweils ersten und letzten Sonntag im Monat auf 30 Minuten erweitert.
Zur Premiere der neuen Sendezeit am 13.01.2013 wiederholen wir die Reportage »Wir tun was!« – Abenteuer Ehrenamt aus dem Jahr 2005.
Für die Premiere der ersten halbstündigen point-Sendung am 27. Januar 2013 um 19:30 Uhr ist eine Reportage geplant, die sich mit dem Konflikt zwischen Anwohnern, Wirten und Gästen der Fürther Gustavstraße und der Rolle der Stadtverwaltung in dieser Diskussion beschäftigt.
Im Vorfeld wiederholen wir am Sonntag, den 20. Januar die im Winter 2012 erstmals ausgestrahlte Sendung »A bissla wos vo Färdd« – Die Gustavstraße, die sich mit der Geschichte der beliebten Fürther Flaniermeile beschäftigt.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in 2013 zu unserer neuen Sendezeit um 19:30 Uhr, 21:30 und 23:30 Uhr gewogen bleiben.
Dezember 2012
Seit vielen Jahren versucht die Stadt Fürth, für ihre Bürger ein attraktives Einkaufsangebot zu schaffen. Doch das veraltete Citycenter kämpft mit von Jahr zu Jahr zunehmenden Leerständen und in der Fußgängerzone haben sich vor allem Handyläden, Ein-Euro- und Back-Shops niedergelassen. So fahren immer mehr Fürther zum Einkaufen und Bummeln in die Nachbarstädte Nürnberg und Erlangen. Mit der Schaffung eines Neuen Einkaufsschwerpunktes in der Rudolf-Breitscheid-Straße, die sogenannte »Neue Mitte«, wird sich dies nun schon bald ändern, so hoffen zumindest die Stadtverantwortlichen, große Teile des Einzelhandels und auch viele Konsumenten.
Vom Investor MIB ist der Beginn der Bauarbeiten für das Frühjahr 2013 geplant, doch die Diskussionen, insbesondere um den Erhalt des ehemaligen Parkhotels, werden in den letzten Wochen immer emotionaler. Versteckt sich unter dem Putz des Gebäudes, dem ursprünglichen »Hotel National«, eine schöne, bewahrenswerte Fassade? Ist der im Gebäude befindliche Festsaal erhaltenswert und könnte er vielleicht sogar so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, mit dem man sich von der Konkurrenz aus den Nachbarstädten abheben kann? Passen die Entwürfe der vom Investor beauftragten Architekten in die Denkmalstadt Fürth? Fragen, die von vielen Bürgern sehr lebhaft diskutiert werden.
Da Medien PRAXIS e. V. diesen Prozess schon seit längerem verfolgt, haben wir beschlossen, Statements und Interviews von den an der Diskussion beteiligten Parteien sowie die Projektvorstellungen des Investors MIB ins Netz zu stellen, so dass sich interessierte Bürger ihre eigene Meinung bilden können:
Dezember 2012
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Die Malerin, Grafikerin und Objektkünstlerin Julia Frischmann wurde vor wenigen Wochen mit dem Kulturförderpreis der Stadt Fürth ausgezeichnet. Die 27-jährige Absolventin der Nürnberger Kunstakademie hat bereits einige Preise gewonnen. Trotz ihres vergleichsweise jungen Alters hat sie bereits einen dezidiert eigenen Stil entwickelt und wird inzwischen als vielversprechendes Talent gehandelt.
Im point-Portrait stellt sich Julia Frischmann, die ihr Atelier »Auf AEG« hat, den neugierigen Fragen des Kabarettisten und »Weltanschauungsbeauftragten« Philipp Moll. In seiner witzigen und gleichzeitig nachdenklichen Art ermöglicht er dem Zuschauer Einblicke in die Hintergründe des künstlerischen Schaffens von Julia Frischmann.
Hier könnt Ihr das Portrait anschauen!
November 2012
Die Fürther Stadtgeschichte ist mit der Gustavstraße untrennbar verbunden: Bis 1827 noch Bauerngasse genannt, ist sie schon zu Zeiten, als Fürth noch ein Marktflecken war, von zentraler Bedeutung. Entlang der Verbindungsstraße nach Würzburg, Regensburg und Bamberg siedeln sich vor allem Wirtshäuser und Geschäfte an. Im 19. Jahrhundert entsteht so Fürths erste Einkaufsstraße.
In den Nachkriegsjahren entdecken die in Fürth stationierten Soldaten der U.S. Army die Altstadt. Doch deren nächtliche Eskapaden lassen die Anwohner nicht zur Ruhe kommen: Sie wehren sich, und wenn man den Erzählungen und der Presse glauben darf, kam dabei auch der eine oder andere Eimer mit kaltem Wasser zum Einsatz...
Letztendlich endet das Ganze mit einem »Off limits« durch den Fürther Stadtrat. Von da an geht es mit der Gustavstraße stetig bergab: Kneipen machen zu, die Menschen ziehen aus der maroden, sanierungsbedürftigen Altstadt weg. Als dann die neu gebaute Umgehungsstraße auch noch den Durchgangsverkehr aus der Gustavstraße abzieht, müssen fast alle Läden schließen. Der Abriss droht.
Der jedoch konnte verhindert werden: Inzwischen sind sogar die meisten Häuser saniert und das Leben ist in die Gustavstraße zurückgekehrt. Aber der Streit um die Zukunft der Straße ist neu entbrannt. Dazu demnächst mehr – in einer weiteren point Reportage.
September 2012
In der Nähe der mittelfränkischen Gemeinde Dietersheim liegt der Hausenhof: Die von einer Elterninitiative vor 25 Jahren gegründete anthroposophische Lebensgemeinschaft hat den Anspruch, umweltbewusst zu leben und Menschen mit Unterstützungsbedarf zu fördern.
Derzeit leben und arbeiten auf dem Hausenhof 122 Menschen – die Hälfte davon mit geistiger Behinderung. Das Gemüse wird in der Gärtnerei und auf den Feldern angebaut, Fleisch und Milch liefern die zum Hof gehörenden Schweine und Kühe. Der benötigte Strom kommt von den eigenen Photovoltaikanlagen, eine Hackschnitzelheizung sorgt im Winter für die nötige Wärme.
Die Menschen mit und ohne Förderbedarf leben in großfamilienähnlichen Strukturen zusammen. Arbeit finden die Bewohner in der Landwirtschaft oder der Dorfmeisterei, in der Käserei oder Bäckerei, in der Weberei oder dem Dorfladen. Die Reportage gewährt Einblicke in eine Lebensform, die mitunter an längst vergangene Zeiten erinnert und doch zukunftsfähig zu sein scheint.
August 2012
»Hier ist es einfach so friedlich!« Die junge Frau ist vom Rundblick über ihren kleinen Garten sehr angetan: Sie hat es nie bereut, sich vor einem Jahr für das Pachten einer Parzelle in der Schrebergartenanlage Baggerloch entschieden zu haben. Neben den Alteingesessenen, die ihre Gärten hier oft schon von der Elterngeneration übernommen haben, entdecken auch junge Menschen und Familien mit kleinen Kindern zunehmend die Kolonien als erholsamen Ausgleich zum hektischen Leben in der Stadt.
Insbesondere Bürger mit Migrationshintergrund sind in der Anlage verhältnismäßig stark vertreten: Eine türkische Familie hat in ihrem Garten die ideale Möglichkeit gefunden, das Beisammensein im Kreis der großen Familie mit dem Aufenthalt in der Natur zu verbinden. Ihre Nachbarn, die den Garten schon in der zweiten Generation bewirtschaften, sind gelassen, auch wenn es nebenan mal turbulenter zugeht. Sie sind Rentner, und da sie aufgrund regelmäßiger Dialyse-Behandlungen keine Reisen mehr unternehmen können, ist ihnen die grüne Oase ihres Gartens zur zweiten Heimat geworden. »Wenn wir den nicht hätten, wo willst denn dann hin?« fassen sie es kurz und bündig zusammen.
Auch der ehemalige Vereinsvorsitzende Herr Kaiser verbringt viel Zeit im Baggerloch – manchmal mehr, als ihm lieb ist. Denn obwohl für frei werdende Gärten immer schnell ein Nachfolger gefunden werden kann, zeigen die neuen Pächter wenig Neigung zum Engagement in der Vereinsarbeit. Da sich schon seit Jahren kein Mitglied bereit erklärt, sein Amt zu übernehmen, führt er den Vorsitz kommissarisch weiter – trotz Gehbehinderung und seines hohen Alters von inzwischen fast 80 Jahren.
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