Zum Inhalt springen


Medien PRAXIS - Das point Reportage Sendungs-Blog


Februar 2025

Vom War­ten und Wie­der­se­hen – Neue Ge­schich­ten um den Nürn­ber­ger ZOB

JETZT ONLINE auf un­se­rem You­Tube Ka­nal

Julian aus Bulgarien strahlt, obwohl eine 17-stündige Busfahrt hinter ihm liegt.

Der Nürn­ber­ger Zen­tra­le Om­ni­bus­bahn­hof ist mehr als ein Ver­kehrs­kno­ten­punkt – er ist ein Ort vol­ler Ab­schie­de, Be­geg­nun­gen und Zu­falls­be­kannt­schaf­ten. »Vom War­ten und Wie­der­se­hen« setzt die Er­zäh­lung aus »Im Takt der Bus­se« fort und taucht er­neut in die Ge­schich­ten der Men­schen ein, die hier ver­wei­len – zum Teil län­ger als ge­dacht.

Steve Zeuner zeigt den im Rahmen der SchichtWechsel-Stadtführung prekäre Seiten des Stadtlebens. Der Busbahnhof gehört dazu.

Da ist die jun­ge Ju­ri­stin aus Schwa­ben, die un­längst ihr zwei­tes Staats­examen ab­ge­legt hat und sich auf ei­ne Hoch­zeits­fei­er in Bie­le­feld freut. Ein Is­rae­li er­war­tet sei­ne Ex-Freun­din, die aus Ita­li­en an­reist. Ein bul­ga­ri­scher LKW-Fah­rer kommt nach 17 Stun­den Fahrt in Deutsch­land an, um sei­nen näch­sten Ein­satz an­zu­tre­ten. In sei­ner Hei­mat sieht er we­nig Per­spek­ti­ven

Zufallsbekanntschaften: Zwei Mütter auf dem Weg nach Dresden lachen zusammen.

Wäh­rend Rei­sen­de auf ih­re Bus­se war­ten, gibt Ste­ve Zeu­ner vom Ma­ga­zin Stra­ßen­kreu­zer ei­nen Ein­blick in die un­sicht­ba­ren Sei­ten des ZOB. In sei­ner Füh­rung er­zählt er von Ob­dach­lo­sen, die in Toi­let­ten Schutz su­chen, von Dro­gen­kon­sum in öf­fent­li­chen Räu­men und von ge­sell­schaft­li­chen Brenn­punk­ten, die im All­tag oft über­se­hen wer­den.

Am Zielort angekommen, verabschieden sich die Fahrgäste vom Busfahrer. Sie sind als Teilnehmer an Nato-Übungen regelmäßig mit ihm unterwegs.

Man­che Be­geg­nun­gen ent­ste­hen aus Zu­fall: Zwei Müt­ter auf dem Weg zu ih­ren Söh­nen ler­nen sich wäh­rend ei­ner Bus­ver­spä­tung ken­nen und ent­decken, dass ein of­fe­nes Ge­spräch oft das Be­ste ge­gen lan­ge War­te­zei­ten ist. Ein Män­ner­grüpp­chen gibt sich rät­sel­haft; der Bus­fah­rer, der sie aus Ho­hen­fels ab­ge­holt hat und nun in ih­re Her­kunfts­or­te zu­rück­bringt klärt auf: Sie ha­ben als Sta­ti­sten an ei­ner zwei­wö­chi­gen Na­to-Übung teil­ge­nom­men. Ein Ser­be auf dem Weg nach No­vi Sad phi­lo­so­phiert über den Kal­ten Krieg, das Cha­os der Welt – und über Star­ga­te. Ei­ne Ukrai­ne­rin über­gibt ein Pa­ket mit Le­bens­mit­teln für ih­ren Mann – ein Sol­dat an der Front.

Am Rande des ZOB hat eine ukrainische Initiative eine Verteilstation für Hilfsgüter aufgebaut.

Und im­mer wie­der ist da Herr Wer­der­mann. Er kas­siert Ein­fahrts­ge­büh­ren, hilft ge­stran­de­ten Rei­sen­den, dis­ku­tiert mit ei­nem Ta­xi­fah­rer über das Le­ben und schließt am Abend das klei­ne Häus­chen am ZOB ab.

Zwei Studentinnen erkundigen sich bei Herrn Werdermann im ZOB-Häuschen, wo ihr Bus abfährt.

»Vom War­ten und Wie­der­se­hen« er­zählt von Ab­schie­den und An­künf­ten, von der har­ten Rea­li­tät des Le­bens und von Mo­men­ten der Hoff­nung – mit­ten in Nürn­berg, an ei­nem Ort, der nie still­steht.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Cher­i­ma Na­sa  •  Län­ge: 30 Min.

Hier könnt Ihr die Do­ku an­schau­en!

Dezember 2024

Im Takt der Bus­se – Ge­schich­ten um den Nürn­ber­ger ZOB

JETZT ONLINE auf un­se­rem You­Tube Ka­nal

Ein Bus fährt in den zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ein. Im Hintergrund steht Herr Werdermann mit einem Zettel in der Hand, bereit, die Einfahrtsgebühr zu kassieren.

Der zen­tra­le Om­ni­bus­bahn­hof (ZOB) ist mehr als nur ein Ver­kehrs­kno­ten­punkt. Er ist ein Ort vol­ler Be­geg­nun­gen, ein Mi­kro­kos­mos mensch­li­cher Ge­schich­ten. In knapp 30 Mi­nu­ten er­zählt der Film von je­nen, die die­sen Ort prä­gen – ob als Rei­sen­de oder dort Ar­bei­ten­de.

Wartende Menschen am zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), im Hintergrund ein Döner-Imbiss. Im Vordergrund sitzt eine junge Frau mit einem großen Rosenstrauß, eine Ukrainerin, die ihre Schwester nach vier Jahren wiedersehen wird.

Zu den Prot­ago­ni­sten ge­hö­ren ei­ne kroa­ti­sche Pfle­ge­kraft, die zwi­schen Za­greb und Deutsch­land pen­delt, um ih­re Fa­mi­lie zu un­ter­stüt­zen, ein Akro­bat­ent­rio aus Ke­nia auf dem Weg zum näch­sten Auf­tritt und ein ser­bi­sches Paar, das nach Jah­ren wie­der zu­ein­an­der ge­fun­den hat.

Zwei Artisten aus Kenia am zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Einer der Männer isst einen Döner, während der andere direkt in die Kamera blickt. Im Hintergrund sind wartende Reisende zu sehen.

Ih­re per­sön­li­chen Ge­schich­ten ge­ben Ein­blick in die Her­aus­for­de­run­gen und Hoff­nun­gen, die sie auf ih­re Rei­sen mit­neh­men.

Herr Werdermann steht am geöffneten Fahrerfenster eines Busses und überreicht dem einfahrenden Busfahrer eine Quittung über die Einfahrtsgebühr von 14 Euro, während der Busfahrer bezahlt.

Auch die Ar­beit hin­ter den Ku­lis­sen wird be­leuch­tet: Herr Wer­der­mann, ein Mit­ar­bei­ter der NOA, sorgt mit gro­ßem En­ga­ge­ment da­für, dass al­les rei­bungs­los ab­läuft – vom Kas­sie­ren der Bus­ge­büh­ren, der Kon­trol­le der Toi­let­ten oder Hil­fe­stel­lung für Rei­sen­de, die Ori­en­tie­rung su­chen.

Ein serbisches Paar mit jungem Mädchen sitzt auf einer Wartebank am zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und lächelt in die Kamera.

Ei­ne Ode an die klei­nen und gro­ßen Mo­men­te, die den ZOB zu ei­nem be­son­de­ren Schau­platz ma­chen.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Cher­i­ma Na­sa  •  Län­ge: 30 Min.

Hier könnt Ihr die Do­ku an­schau­en!

April 2024

Mir­ja­mi Är­mä­nen – »Mein letz­tes Kunst­werk«

JETZT ONLINE auf un­se­rem You­Tube Ka­nal

Mirjami deutet von einer Anhöhe in die Landschaft. Hier ist sie, als sie noch besser laufen konnte, viel unterwegs gewesen.

Mit 84 Jah­ren blickt die Künst­le­rin Mir­ja­mi Är­mä­nen ge­las­sen auf ihr Le­ben zu­rück: »Als ich ge­bo­ren wur­de, sag­te die Heb­am­me, dass ich viel Glück ha­be. Und ich muss sa­gen, ich hat­te nie Un­glück.« Mir­ja­mi Är­mä­nen wur­de vor dem Zwei­ten Welt­krieg in Ka­re­li­en ge­bo­ren und ließ sich nach ver­schie­de­nen Sta­tio­nen in Hel­sin­ki, Ber­lin und New York schließ­lich im frän­ki­schen Ecken­haid nie­der, wo sie nach dem Vor­bild ih­rer Hei­mat ein Block­haus bau­te.

In ihrem Garten finden sich viele, zum Teil lebensgroße Figuren. Darunter auch Königinnen aus gefundenen Materialien, wie Plastikverpackungen und bemalte Wurzelwesen.

Ein be­son­de­rer, ver­wun­sche­ner Ort ist die­ses rot be­mal­te An­we­sen mit dem wil­den Gar­ten. Mir­ja­mi führt uns durch ihr far­ben­fro­hes Zu­hau­se, in dem es so­viel zu ent­decken gibt: Ne­ben zahl­rei­chen ei­ge­nen Ge­mäl­den fin­den sich vie­le Ob­jek­te, die Mir­ja­mi selbst ge­stal­tet oder in der Na­tur ge­fun­den hat. Ihr Na­tur­gar­ten ist be­völ­kert von le­bens­gro­ßen Fi­gu­ren aus Re­cy­cling­ma­te­ria­li­en und skur­ri­len Krea­tio­nen, die sie aus na­tür­li­chen Fund­stücken ge­schaf­fen hat.

Eine Wicke aus dem Garten wird mit Bestimmtheit auf dem Wohnzimmertisch arrangiert. Mirjami Ärmänen hat einen ausgeprägten Schönheitssinn und liebt Farben.

Heu­te wid­met sich Mir­ja­mi zwar nicht mehr ak­tiv der Kunst – »nur, wenn mir et­was vor die Fü­ße kommt, stel­le ich es hin« – doch sie emp­fängt ger­ne Künstler­freund*innen und ver­an­stal­tet Som­mer­gar­ten­par­tys nach Art der Sa­lons ver­gan­ge­ner Ta­ge.

Früher hat Mirjami regelmäßig bei den Offenen Gartentagen teilgenommen und Kunstevents und Ausstellungen in Haus und Garten veranstaltet. Auch jetzt freut sie sich, wenn Künstlerkolleg:innen ihre Werke bei ihr präsentieren und Gäste vorbeikommen.

Die ehe­ma­li­ge Kunst­er­zie­he­rin lebt heu­te re­la­tiv zu­rück­ge­zo­gen mit ih­rer Kat­ze Ra­mo­na und hat kla­re Vor­stel­lun­gen da­von, wie sie ih­ren Ab­schied von die­ser Welt ge­stal­ten möch­te. Über ein Jahr hin­weg ha­ben wir Mir­ja­mi Är­mä­nen mit der Ka­me­ra be­glei­tet. Ent­stan­den ist das Por­trät ei­ner Frau, die mit Witz und Iro­nie dem na­hen­den Tod be­geg­net und den­noch je­den Tag das Le­ben und die klei­nen Freu­den ze­le­briert.

Gemeinsam mit ihrer Gärtnerin und Freundin Paula Engel schaut Mirjami eines ihrer liebevoll gestalteten Fotoalben aus ihrer Jugend an.

Ein Film von Ju­lia Tho­mas und Cher­i­ma Na­sa  •  Län­ge: 30 Min.

September 2023

Das neun­te Au­ge

Melanie erinnert sich an den Tag im Mai 2018, als sie auch am Tor ihrer Schreinerwerkstatt stand und plötzlich deutliche Veränderungen ihrer Sehleistung bemerkte.

»Al­so, als Tisch­le­rin wer­den Sie dann nicht mehr ar­bei­ten kön­nen«. Mit die­ser Aus­sa­ge des be­han­deln­den Arz­tes wur­de Me­la­nie Ky­rie­l­eis vor knapp fünf Jah­ren kon­fron­tiert. We­ni­ge Ta­ge zu­vor war ein Ader­haut­me­la­nom dia­gno­sti­ziert wor­den, man leg­te ihr des­halb na­he, das be­trof­fe­ne Au­ge ope­ra­tiv ent­fer­nen zu las­sen.

Der Ocularist Herr Bäz wählt aus einer Vielzahl von Augenrohlingen eines aus, das er im nächsten Schritt in Form und Farbe an Melanies verbleibendes Augen anpasst.

Me­la­nie ent­schied sich zu die­sem Schritt; das lin­ke Au­ge wur­de ent­fernt und schon we­ni­ge Wo­chen spä­ter hat­te sie ih­ren er­sten Ter­min bei ei­nem Au­gen­pro­the­ti­ker, ei­nem Ocu­la­ri­sten. Mit ei­ner Au­gen­pro­the­se, meist ei­nem Glas­au­ge, gleicht die­ser den Ver­lust des Au­ges op­tisch aus und stellt die Ge­sichts­sym­me­trie wie­der her. So er­schüt­ternd Me­la­nie die Er­kran­kung und den teil­wei­sen Ver­lust der Seh­kraft er­fährt, emp­fin­det sie doch die Pro­the­se als gro­ße Er­leich­te­rung. Wer sie nicht kennt, be­merkt nicht, dass sie ein Glas­au­ge trägt.

Bei der Glasaugenherstellung wird jeder Schritt von Hand gemacht. Der Ocularist schmelzt aus dem runden Rohling das schließlich schalenförmige Glasauge.

Me­la­nie, selbst Hand­wer­ke­rin, ist fas­zi­niert von der Fä­hig­keit des Ocu­la­ri­sten, von Hand ein Au­ge her­zu­stel­len, das von dem ge­sun­den nicht zu un­ter­schei­den ist. Mit der Fil­me­ma­che­rin Cher­i­ma Na­sa be­gibt sie sich auf ei­ne Spu­ren­su­che rund um das Glas­au­ge.

Melanie reist mit Almut in die thüringische Kleinstadt Lauscha, in der das moderne Glasauge erfunden wurde und wo heute noch die Glasaugenherstellung gelehrt wird.

Der Film be­glei­tet sie bei ei­nem der jähr­li­chen Be­su­che bei ei­nem Ocu­la­ri­sten, der aus ei­nem Roh­ling ein neu­es Glas­au­ge fer­tigt, wenn das vor­he­ri­ge durch das Tra­gen ab­ge­nutzt ist. Dann folgt er der Spur zur Pro­duk­ti­on der Roh­lin­ge, die tra­di­tio­nell in der thü­rin­gi­schen Klein­stadt Lauscha ge­fer­tigt wer­den und wo heu­te noch das Glas­au­gen­ma­chen in sechs Aus­bil­dungs­jah­ren ge­lehrt wird.

Trotz sechs bis sieben Jahren Ausbildungszeit hat der Lauschaer Betrieb keine Nachwuchssorgen. Die Auszubildenden stammen alle aus Lauscha und schätzen sowohl die Heimatverbundenheit des Berufs wie auch die Möglichkeit, als fertige Ocularisten im Ausland zu arbeiten.

Ne­ben die­ser Spu­ren­su­che be­leuch­tet der Film, wie Me­la­nie nach dem er­sten Schock ihr Le­ben über­denkt und sich neu­en The­men wid­met. So kann sie zwar ent­ge­gen der Pro­gno­se des Arz­tes wie­der als Tisch­le­rin ar­bei­ten, aber sie hat auch für sich be­schlos­sen, das zu tun, was ihr wirk­lich wich­tig ist...

Melanie arbeitet zwar weiterhin als Schreinerin, aber versucht, sich auch parallel andere Lebensträume zu verwirklichen.

Ein Film von Me­la­nie Ky­rie­l­eis und Cher­i­ma Na­sa  •  Län­ge: 30 Min.

August 2017

Der Herr der Din­ge

Szenenfoto

Die Welt ist vol­ler Din­ge. Man­che von ih­nen ver­wan­deln sich im Lauf ih­res Le­bens in Samm­ler­stücke und hal­ten sich auf ih­rer Rei­se von Mensch zu Mensch ei­ne Wei­le bei Mu­sta­fa Ce­vik auf. Schon von frü­her Ju­gend an hat er sich in Mu­se­en, Auk­ti­ons­häu­sern und auf Floh­märk­ten zum Fach­mann für Kunst und Nip­pes, Schmuck und Spiel­zeug, Post­kar­ten und Bü­cher aus­ge­bil­det – bis er zu ei­nem wahr­haf­ten Herrn der Din­ge wur­de. Der Film wirft ei­nen Blick in sein fas­zi­nie­ren­des Trö­del­la­den­reich, in dem (fast) je­der Su­chen­de fün­dig wird – mehr oder min­der be­ein­flusst von Herrn Ce­viks frän­ki­scher und tür­ki­scher Elo­quenz.

Szenenfoto

Ein Film von Cher­i­ma Na­sa  •  Län­ge: 30 Min.

März 2017

Zau­ber­haf­te Trost­lo­sig­keit – mit Fred­der Wa­noth und El­mar Tan­nert nach So­ko­lov

JETZT ONLINE auf un­se­rem You­Tube Ka­nal

Vorfreude auf unbekanntes Terrain

Der Künst­ler Fred­der Wa­noth be­schäf­tigt sich seit über 20 Jah­ren auf eben­so ei­gen­wil­li­ge wie phan­ta­sie­vol­le Wei­se mit dem ur­ba­nen Raum, sei­nem Er­schei­nungs­bild und sei­nen so­zio­struk­tu­rel­len Be­zü­gen. Sy­ste­ma­tisch be­reist Wa­noth seit vie­len Jah­ren Ost- und Mit­tel­eu­ro­pa – auf sei­nen Rei­sen nach Tsche­chi­en, Po­len, Ma­ze­do­ni­en und Russ­land er­forscht der Künst­ler mit eth­no­lo­gi­schem Ge­spür die man­nig­fal­ti­gen For­men ur­ba­nen Le­bens und ur­ba­ner Ar­chi­tek­tur.

Fredder Wanoth intressiert sich eher für nicht offenkundige Fotomotive

Das Un­ter­wegs­sein ist für den Städ­te-Samm­ler und Städ­te-Er­grün­der Wa­noth ei­ne Pas­si­on, die ihn ab­seits des tou­ri­sti­schen Main­streams in Städ­te und Ort­schaf­ten führt, die der glo­ba­len Ni­vel­lie­rung noch et­was ent­ge­gen­zu­set­zen ha­ben. Fred­der Wa­noth zieht es vor, oh­ne Na­vi­ga­ti­on zu rei­sen, de­le­giert die schö­ne Auf­ga­be der Rei­se- und Rou­ten­pla­nung an kein sa­tel­li­ten-ge­stütz­tes Glo­bal Po­si­tio­ning Sy­stem (GPS), son­dern lässt sich trei­ben und von den Din­gen, die ihm be­geg­nen, be­rüh­ren.

In seinem Buch »Ein Satz an Herrn Müller« verarbeitet Reisebegleiter Elmar Tannert die gemeinsamen Erlebnisse mit Fredder, alias Alfred Wahnschaffe

Die Rei­se­ein­drücke wer­den mit ei­ner ein­fa­chen Kom­pakt­ka­me­ra fest­ge­hal­ten und spä­ter in Skiz­zen um­ge­setzt, die man dann in den zahl­rei­chen Rei­se­ta­ge­bü­chern und Ar­beits­jour­na­len des Künst­lers be­stau­nen kann. Gleich­zei­tig die­nen die Fo­tos als Ma­te­ri­al- und Ideen­spei­cher für sei­ne vi­sio­nä­ren ar­chi­tek­to­ni­schen Ge­gen­ent­wür­fe.

Manchmal ist Tannerts Geduld gefordert, wenn Fredder Wanoth auf der Suche nach dem richtigen Motiv ist

Häu­fi­ger Be­glei­ter – spe­zi­ell auf Zug­rei­sen – ist der Schrift­stel­ler El­mar Tan­nert. Ge­mein­sam fah­ren sie in die böh­mi­sche Klein­stadt So­ko­lov und wer­den da­bei von der Fil­me­ma­che­rin Cher­i­ma Na­sa be­glei­tet.

Zurück zu Hause werden die Reiseeindrücke künstlerisch verarbeitet

Ein Film von Cher­i­ma Na­sa  •  Län­ge: 30 Min.

August 2012

»Schö­ner kann man es nicht ha­ben!« – Be­such in der Gar­ten­ko­lo­nie Bag­ger­loch

Die zweite Heimat in der Laubenkolonie

»Hier ist es ein­fach so fried­lich!« Die jun­ge Frau ist vom Rund­blick über ih­ren klei­nen Gar­ten sehr an­ge­tan: Sie hat es nie be­reut, sich vor ei­nem Jahr für das Pach­ten ei­ner Par­zel­le in der Schre­ber­gar­ten­an­la­ge Bag­ger­loch ent­schie­den zu ha­ben. Ne­ben den Alt­ein­ge­ses­se­nen, die ih­re Gär­ten hier oft schon von der El­tern­ge­nera­ti­on über­nom­men ha­ben, ent­decken auch jun­ge Men­schen und Fa­mi­li­en mit klei­nen Kin­dern zu­neh­mend die Ko­lo­nien als er­hol­sa­men Aus­gleich zum hek­ti­schen Le­ben in der Stadt.

Mutter und Tochter arbeiten Hand in Hand

Ins­be­son­de­re Bür­ger mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund sind in der An­la­ge ver­hält­nis­mä­ßig stark ver­tre­ten: Ei­ne tür­ki­sche Fa­mi­lie hat in ih­rem Gar­ten die idea­le Mög­lich­keit ge­fun­den, das Bei­sam­men­sein im Kreis der gro­ßen Fa­mi­lie mit dem Auf­ent­halt in der Na­tur zu ver­bin­den. Ih­re Nach­barn, die den Gar­ten schon in der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on be­wirt­schaf­ten, sind ge­las­sen, auch wenn es ne­ben­an mal tur­bu­len­ter zu­geht. Sie sind Rent­ner, und da sie auf­grund re­gel­mä­ßi­ger Dia­ly­se-Be­hand­lun­gen kei­ne Rei­sen mehr un­ter­neh­men kön­nen, ist ih­nen die grü­ne Oa­se ih­res Gar­tens zur zwei­ten Hei­mat ge­wor­den. »Wenn wir den nicht hät­ten, wo willst denn dann hin?« fas­sen sie es kurz und bün­dig zu­sam­men.

Das Pächterdasein beginnt mit Arbeit

Auch der ehe­ma­li­ge Ver­eins­vor­sit­zen­de Herr Kai­ser ver­bringt viel Zeit im Bag­ger­loch – manch­mal mehr, als ihm lieb ist. Denn ob­wohl für frei wer­den­de Gär­ten im­mer schnell ein Nach­fol­ger ge­fun­den wer­den kann, zei­gen die neu­en Päch­ter we­nig Nei­gung zum En­ga­ge­ment in der Ver­eins­ar­beit. Da sich schon seit Jah­ren kein Mit­glied be­reit er­klärt, sein Amt zu über­neh­men, führt er den Vor­sitz kom­mis­sa­risch wei­ter – trotz Geh­be­hin­de­rung und sei­nes ho­hen Al­ters von in­zwi­schen fast 80 Jah­ren.

Ein Film von Cher­i­ma Na­sa und Ju­lia Tho­mas  •  Län­ge: 15 Min.

auf DVD erhältlicher Film Die­ser Film ist auf DVD er­hält­lich.