Matthias Egersdörfer, für die einen »ein tückischer Griesgram«, ein »Kotzbrocken-Choleriker«, der »mit eingestanzt missmutigem Blick« »Fäkalhumor« auf die Bühne bringt, seine Bühnenpartnerin bis »an die Grenze der Erträglichkeit quält« und dazu noch das Publikum anschreit. Für andere »ein außergewöhnlicher Kabarettist«, »genialer Geschichtenerzähler und Provokateur«, der Dinge in Frage stellt und »mit seinem großen, offenen Herzen an der Welt verzweifelt«. Aber wer ist Matthias Egersdörfer wirklich?
Wir sind auf Spurensuche gegangen, zurück in die Zeit seiner Bühnenanfänge in einem Kuhstall in Winterstein, wo er sich vor 25 Jahren an Ernst Jandl versuchte und mit Freunden die fränkische Boyband »Fast zu Fürth« gründete, die noch immer mit »schlimmer Comedy und lustiger Musik« durch die Lande tourt. Wir fragten uns, was ist das für ein Mensch, der sich Schauspielpartner danach auszuwählen scheint, inwiefern sie ihm helfen können, »die Boshaftigkeit« seiner Bühnenfigur »noch mehr auszuwälzen« und der öffentliche Auftritte schon mal mit den Worten beendet »Vielen Dank, Adolf Hitler, du blödes Arschloch«?
Wer ist dieser Egersdörfer, der auf die Frage nach dem wichtigsten Menschen in seinem Leben einerseits den Herrgott nennt, andererseits auf der Bühne eine schwarze Messe feiert? Was ist das für ein Autor, der sich von einem renommierten Verlag jahrelang anbetteln lässt, bis er sich dann doch entschließt, seinen ersten Roman zu schreiben? Und was bringt ihn dazu, eine Kolumne in einem Blatt zu veröffentlichen, das er als »Discodeppenpostille« bezeichnete?
Wenn Sie sich diesen Film antun wollen, dann erhalten Sie eventuell ein paar Antworten auf diese Fragen und vielleicht können Sie danach den Menschen Egersdörfer und auch seine Bühnenfigur etwas besser verstehen.
Was Sie im Film nicht sehen werden, ist einiges. Definitiv werden sie weder einen Blick in den Kühlschrank des Egers werfen können, noch werden wir Sie zu einem Besuch seines Lieblingsmetzgers mitnehmen. Eventuell sieht man, wie er und seine Frau Natalie de Ligt sich einen Kuss geben und vielleicht erzählt Matthias auch, was für ihn im Leben wirklich wichtig ist.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 75 Min.
Dieser Film ist auf DVD erhältlich. |
Pressespiegel: »Der geheimnisvolle Herr Egersdörfer« (NN)
#1
Und? Weiss mans jetzt? Wer und wie ist dieser Egersdörfer wirklich, dessen Darbietungen als gelegentlicher Bühnenbrüllaffe die Leute spaltet in Fans und herzliche Ablehner?? Dieser Film umkreist unaufdringlich und immer näher die (Kunst?)Figur, kommt dem Kühlschrankinhalt des privaten Egersdörfer beinah nahe, und dann ... haut der Protagonist der Kamera zum Schluss entgegen, – bätsch, das hier ist doch auch alles nur arrangiert. Baff. Eine Doku sei auch nur ein organisiertes Filmen und bilde nicht das Wahre ab. Vorhang fällt, alle Fragen offen... :-( Dieser Schluss IST Mattias Egersdörfer. Näher ran als diese behutsamst »arrangierte« Doku kommt man einfach nicht an diesen Künstler, – es sei denn man ist mit ihm verheiratet. Aber wer weiss...
#2
Der Egersdörfer in seinen vielfältigen und doch unverwechselbaren Gesichtern – wie schön, ihn in einer Zusammenfassung zu erleben. Und noch schöner – den dahinter stehenden Menschen, ohne Maske, ohne Bühne, privat sehen zu können: das war ein Erlebnis der besonderen Art. So etwas kann nur gelingen, wenn Filmer wie Julia Thomas und Thomas Steigerwald eine Beziehung aufbauen, in der sich der Gefilmte wirklich öffnen kann.
#3