Als im Sommer 2015 nach UNHCR Angaben mehr als 1 Million Menschen über das Mittelmeer nach Europa flohen, kamen viele von ihnen nach Nürnberg. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Ulrich Maly erkannte schnell, dass man den Geflüchteten, die zum großen Teil in Notunterkünften untergebracht wurden, Beschäftigungsangebote machen muss. So entstand das Projekt »Kein Abseits im Fußball«, das beim Nürnberger SportService angesiedelt wurde.
Was anfangs vor allem dazu diente, den Geflüchteten Sportangebote zu machen, hat sich im Laufe der Jahre zu einer weitreichenden Unterstützung Jugendlicher und Heranwachsender bei der Integration in Deutschland entwickelt. Neben der Kooperation mit mehreren Nürnberger Sportvereinen gibt es inzwischen eine Sport-WG, in der 17 Geflüchtete leben, die während ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung unterstützt werden. Außerdem hat sich eine eigene Projektmannschaft gebildet, die beim ASN Pfeil Phönix inzwischen auch am Ligabetrieb teilgenommen hat – bis die Pandemie kam...
Im Zentrum der Arbeit steht Andrea Ackermann, die gemeinsam mit einem Netz von ehrenamtlichen Helfern und großem eigenem Engagement das Projekt mit Leben erfüllt. Zu ihr kommen die Jugendlichen, wenn sie Schreiben der Ausländerbehörde beantworten müssen, es in Schule oder Ausbildung zu Problemen kommt oder sie einen Ausbildungsplatz suchen. Andrea sucht für jedes Problem nach einer Lösung.
Die Geflüchteten zahlen mit gesellschaftlichem Engagement zurück. Sie arbeiten als Co-Trainer bei verschiedenen Sportvereinen, machen Sportangebote an Brennpunktschulen oder bieten anderen, noch nicht so gut Deutsch sprechenden Geflüchteten Deutschunterricht an, da die Kurse an Bildungseinrichtungen auf Grund von Corona über viele Monate ausgefallen sind. Ein Projekt, das zeigt, wie wichtig Unterstützung und ein entsprechendes Umfeld sind, damit Integration gelingen kann.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 75 Min.
Im März 2020 mussten in Deutschland auf Grund von Covid 19 alle Kultureinrichtungen schließen. Das kulturelle Leben in Deutschland ist seitdem fast vollständig lahmgelegt. Für Sabine Tipp, Leiterin des Jugendkulturmanagements con-action des Jugendamtes Fürth, eine Situation, mit der sie und ihr Team sich nicht abfinden wollten. Ihr Ziel: eine Veranstaltungsreihe im Freien in den Sommermonaten.
Während in ganz Deutschland Konzerte und Festivals abgesagt wurden, begann man trotz aller Unwägbarkeiten im Frühsommer 2020 mit den Vorbereitungen.
Geplant wurden Konzerte mit Bands aus dem In- und Ausland, Theateraufführungen und ein Familientag. Der »Sommer am Lindenhain« sollte an den Wochenenden von Juli bis Oktober stattfinden. Dabei war es den Macher*innen wichtig, dass die Bandauftritte als »Stehplatzkonzerte« stattfinden, um ein wenig Festivalfeeling zu ermöglichen.
Mit viel Elan ging man die Sache an und musste feststellen, dass die Rahmenbedingungen, unter denen Veranstaltungen im Sommer und Herbst 2020 durchgeführt werden durften, sich zum Teil täglich änderten. Für die Verantwortlichen eine riesige Herausforderung, da nicht nur die geforderten Hygienekonzepte, die man gerade ausgearbeitet hatte, wenige Tage später schon wieder überholt waren.
Trotz all dieser Widrigkeiten konnten alle Veranstaltungen durchgeführt werden. Für die Organisierenden ein großer Erfolg, für den sie von Publikum, den Musiker*innen und sonstigen Akteur*innen auf der Bühne viel Beifall und Lob erhielten.
Grund genug für Sabine Tipp und ihr Team, um auch 2021 eine Wiederholung des »Sommers am Lindenhain« anzugehen.
Eine Reportage, die zeigt, dass es sich auch in Pandemiezeiten lohnt, sich mit viel Engagement und Risikobereitschaft für Künstler*innen, Kulturschaffende und das Publikum einzusetzen.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 30 Min.
Normalerweise gibt es von unseren Filmen nur kleine Ausschnitte auf YouTube zu sehen, da der DVD Verkauf unserer Filme eine wichtige Einnahmequelle für uns ist. Dass wir in diesem Fall eine Ausnahme machen und den Gesamtfilm ins Netz stellen hat einen wichtigen Grund:
Geplant war, dass Taha in diesen Wochen wieder nach Deutschland einreist, um nach einem Bundesfreiwilligendienst eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer zu beginnen. Auf Grund der Corona-Krise ist dies derzeit nicht möglich, so dass Taha auf unbestimmte Zeit in Ghana bleiben muss. Da er dort keine Möglichkeit hat, Geld zu verdienen und das in Deutschland im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion gesammelte Geld zur Neige geht, bitten wir an dieser Stelle um eine Spende für Taha.
Wenn Sie Taha helfen wollen, sich seinen Traum, Altenpfleger in Deutschland zu werden, zu erfüllen, dann können Sie dies unter folgender Bankverbindung tun:
In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Deutschland, verlässt Taha Mousa 2013 sein Heimatland Ghana. Gerade einmal 13 Jahre alt, macht er sich alleine auf den Weg nach Europa.
Zwei Jahre ist er unterwegs, zunächst 4.500 km, meist zu Fuß, bis nach Libyen, dann in einem kleinen Holzboot über das Mittelmeer. Auf seinem Weg nach Europa muss er mit ansehen, wie Menschen in der Wüste verdursten und im Mittelmeer ertrinken.
In Deutschland angekommen, lernt er die Sprache, besucht die Schule, schließt sich einem Sportverein an und engagiert sich sozial. Nach einem Praktikum in einem Seniorenheim beschließt er, eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer zu machen.
Doch das Ausländeramt macht Taha einen Strich durch die Rechnung. Er bekommt keine Arbeitserlaubnis, weil er aus einem sogenannten sicheren Herkunftsland stammt.
Der Film begleitet Taha während seiner letzten Wochen in Deutschland und zeichnet das Bild eines engagierten und bereits gut integrierten jungen Mannes, der nach vier Jahren in Deutschland wieder in sein Herkunftsland zurückkehren muss, obwohl ihn mit Ghana nichts außer schlechten Erinnerungen verbindet.
Für den Zuschauer stellt sich die Frage: ist es aus humanitären und ökonomischen Gründen sinnvoll, Menschen, die integrationswillig sind und einen Mangelberuf erlernen wollen, auszuweisen, während gleichzeitig Gesundheitsminister Jens Spahn versucht, auf der ganzen Welt Arbeitskräfte anzuwerben?
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 60 Min.
Wo in der Großstadt können Kinder heute noch ungestört herumtoben, sägen, hämmern, eine eigene Hütte bauen, sich um Tiere oder den Garten kümmern, gemeinsam kochen oder zusammen am Feuer sitzen? Wo, außer auf Aktivspielplätzen? 15 Aktivspielplätze gibt es derzeit in Nürnberg. Wir haben den AKI in Gostenhof besucht und das bunte Leben in der Nürnberger Austraße beobachtet.
Die Aktivspielplatzidee entstand in den 1970er Jahren in Skandinavien, doch schon bald wurden auch in Deutschland erste Plätze zur Verfügung gestellt, auf denen Kinder aktiv werden konnten. Zunächst, in Zeiten der antiautoritären Erziehung, waren Aktivspielplätze Orte, an denen sich Kinder selbst verwirklichen sollten, möglichst frei und unabhängig von den Vorstellungen Erwachsener.
Heute sind die Aufgaben, denen sich die Pädagogen auf den Aktivspielplätzen stellen müssen, weitaus breiter gefächert. Im Laufe seines über 40-jährigen Bestehens hat sich der AKI in Gostenhof von einem reinen Freizeitangebot zur familienergänzenden Einrichtung entwickelt, die Kinder aus unterschiedlichsten Kulturkreisen und Bildungsschichten über viele Jahre begleitet und unterstützt.
»Wir sagen immer, Bildung ist so das Gut, dass sie sich irgendwie schaffen müssen im Laufe ihrer Entwicklung, um auch was erreichen zu können im Leben, um mal irgendwie eine gute Ausbildung machen zu können, um einen guten Abschluss zu schaffen, und viele Kinder, vor allem auch die Kinder mit Migrationshintergrund, aber auch deutsche Kinder haben da oft Probleme, brauchen Unterstützung von uns, und die geben wir Ihnen jeden Tag.«
Die Möglichkeiten, seine Freizeit auf dem AKI zu verbringen, sind vielfältig. Eine der Hauptattraktionen ist der Hüttenbau – neben dem Spaß, den die Kinder dabei haben, lernen sie, mit richtigem Werkzeug zu arbeiten und sich selbst zu organisieren – natürlich mit Unterstützung der Betreuer. »Es gibt Untersuchungen, die bestätigen, dass die Erfahrungen, die die Kinder bei uns machen können, ihnen auch im übrigen Leben helfen, weil sie gelernt haben, dass es Risiken gibt im Leben, ganz grundsätzlich, und dass sie da selber auch Verantwortung haben, auf sich selber zu achten.«
Seit vielen Jahren gibt es eine Hausaufgabenbetreuung, täglich wird gemeinsam gekocht und die Kinder erhalten Hilfe, wenn es um die berufliche Zukunft geht. »Die haben mich alle gefragt, was ich werden will, habe ich gesagt, ja, weiß ich nicht, und ja, dann haben die mir eben angeboten, mit mir Bewerbungen zu schreiben, Stellen zu suchen, und durch die Fahrradwerkstatt habe ich eben gemerkt, dass ich sehr gerne mit zwei Rädern arbeiten will, und habe dann jetzt auch eine Ausbildungsstelle als Zweiradmechaniker, Fachrichtung Fahrradtechnik.«
Viele der ehemaligen Aktivspielplatzkinder kommen auch heute noch regelmäßig und fühlen sich mit dem AKI verbunden. »Auf jeden Fall habe ich gelernt, mich alleine zu beschäftigen, als Kind vor allem, und grundlegende Sachen wie Teilen und Freunde finden auch, manchmal ist es auch nicht so einfach in der Schule, wenn man z.B. irgendwie gemobbt wird oder so, hier findet man immer irgendjemanden, der einen mag.«
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 58 Min.
Im September 2018 kamen Kinder und Jugendliche aus 10 Ländern zu einer Gipfelkonferenz der Kinder nach Nürnberg in die Straße der Menschenrechte.
Bei dem von Johannes Volkmann und seinem Team vom Nürnberger Papiertheater initiierten Kunstprojekt geht es darum, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben. Dazu fanden im Vorfeld in den Heimatländern der Gipfelkonferenzteilnehmer Kinderkonferenzen statt, bei denen Themen und Fragen, die die Kinder bewegen, erarbeitet und anschließend in künstlerischer Form präsentiert wurden.
Rund 60 dieser Kinder kamen jetzt nach Nürnberg und überlegten gemeinsam, wie sie ihren Belangen mehr Gewicht verschaffen können.
Sie versuchten, Konsum neu zu denken, wollten Zeichen gegen die Gewalt in der Welt setzen, stellten sich und den Erwachsenen »die Geldfrage« und machten sich Gedanken darüber, wie sie ihre Botschaften in kreativer Form unter die Menschen bringen können.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 50 Min.
Das Bayerische Schulsystem ist bis heute dreigegliedert. Nach einer gemeinsamen vierjährigen Grundschule für alle Regelschüler sieht es nach der vierten Klasse eine Aufteilung in verschiedene Schularten vor. Neben den sogenannten »weiterführenden Schulen«, dem Gymnasium und der Realschule, gibt es seit 2011 die Mittelschule, für, wie es eine Lehrerin beschreibt, »den Rest, der es nicht geschafft hat«. An ca. 600 Standorten in Bayern sind an die Grundschule Mittelschulen angeschlossen, so auch an der Fürther Pestalozzischule.
2011 wurden die ehemaligen Hauptschulen in Mittelschulen umbenannt. Im Bayerischen Kultusministerium versprach man sich davon eine Aufwertung des Schulsprengels. Aber hat die Namensänderung etwas gebracht? Die stärkeren Schüler verlassen weiter nach der vierten Klasse die Grundschule Richtung Gymnasium oder Realschule.
Dabei sind die Ansprüche an die Mittelschule weiter gestiegen. Eltern haben die Möglichkeit, frei zu wählen, ob sie Kinder, die ein Handicap haben, an eine Förderschule oder eine Grund- und später dann Mittelschule schicken. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund und den damit oftmals verbundenen Sprachschwierigkeiten ist in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen, Lehrer sehen sich immer öfter mit Schülern konfrontiert, die verhaltensauffällig sind oder Motivationsprobleme haben.
Was geblieben ist, ist der Wunsch von Schulleitung und Lehrern, die Schüler möglichst gut auf die Arbeitswelt vorzubereiten, aber ist dies unter diesen Umständen zu schaffen? Kann ein einzelner Lehrer die Ansprüche, die an ihn gestellt werden, überhaupt erfüllen oder bedarf es dazu eigentlich einer zweiten ausgebildeten Lehrkraft, zumindest in den Kernfächern? Wie soll man Einzelne fördern, wenn sich alleine an der Mittelschule 50 Schüler mit besonderem Förderbedarf befinden und dafür gerade einmal 24 Förderstunden pro Woche zur Verfügung stehen? Welche Rolle spielt dabei das Bayerische dreigliedrige Schulsystem, und was bedeutet es insbesondere im Bezug auf den Inklusionsgedanken?
Eine engagierte Lehrerin aus der Mittelschule meint: »Solange Eltern tagtäglich in der Grundschule erleben, wir müssen stark sein, das hat ’nen Wert. Ich will, dass mein Kind aufs Gymnasium geht, die Mittelschule, das sind die Idioten, ich sags mal so deutlich, kann ich nicht davon sprechen, dass alle Menschen irgendwie einen gleichen Wert haben, und das ärgert mich persönlich.« Sie träumt davon »dass wir den Kindern eine Schule anbieten können mit einer Schultüre und sich diese Schule dann innerhalb des Gebäudes verzweigt, so dass die Kinder die Möglichkeit haben, entsprechend ihrer Veranlagung und Begabung das eine oder andere zu absolvieren.« Eine Vorstellung, die wohl immer ein Traum bleiben wird?
Medien PRAXIS e.V. hat mehrere Jahre die Situation an der Fürther Pestalozzischule verfolgt. Entstanden ist eine dreiteilige Reportage mit folgenden Schwerpunkten:
Möglichkeiten und Grenzen des Miteinander und voneinander Lernens im dreigliedrigen Schulsystem
Die Schwierigkeiten, den Gedanken der Inklusion an einer Mittelschule mit Leben zu füllen
Die Herausforderung, Schülern eine adäquate Berufsvorbereitung zukommen zu lassen
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 90 Min.
Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse von Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien können in Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen von Kommunen, Verbänden und Vereinen ein Freiwilliges Soziales Schuljahr (FSSJ) ableisten.
Die Einsatz-Möglichkeiten reichen von Kindergärten bis Altenheimen, von der Freiwilligen Feuerwehr zum Bund Naturschutz, vom Tierheim zum Sportverein. Das FSSJ beinhaltet über die Dauer eines Schuljahres außerhalb des Unterrichts eine zweistündige ehrenamtliche Tätigkeit in der Woche.
Dieses Projekt der Caritas bietet Schülerinnen und Schülern die Chance, sich sozial zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und wichtige soziale Kompetenzen zu trainieren. Zudem gibt es Anregungen für die berufliche Zukunft und ein Zeugnis.
Ein Film von Monika Zurhake und Jochen Vetter • Länge: 27:30 Min.
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