Der Stadtverband der Nürnberger Kleingärtner wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Groß gefeiert wird freilich nicht: Das Corona-Virus hat den Jubilaren einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Trotzdem war das Gartenjahr für die über 6000 Nürnberger Schrebergärtner kein schlechtes, konnten sie doch während des Lockdowns viel Zeit in ihrer Laube verbringen.
Wir haben ein paar von ihnen in ihren Kleingärten in Nürnberg besucht und durften ihnen bei der Gartenarbeit über die Schulter blicken. Wir unterhalten uns auch mit Jochen Obermeier, dem Chef der Nürnberger Kleingärtner, der zum Geburtstag von der Stadt ein ganz besonderes Geschenk erhalten hat: Im Nürnberger Süden entstehen derzeit 100 neue Parzellen, die im November dem Stadtverband übergeben werden.
40.000 Cargobikes werden jährlich in Deutschland verkauft – ein Riesentrend also, der sich mittlerweile auch in Nürnberg bemerkbar macht. Die zwei- und dreirädrigen Lastenräder sichtet man immer öfter auf Radwegen und Straßen in der Region. Eine Förderung der Stadt Nürnberg für den Kauf von Lastenrädern mit und ohne Elektroantrieb gab dem Trend noch einmal einen gewaltigen Schub: Die Fördersumme von 100.000 Euro für 2019 war innerhalb kürzester Zeit ausgeschöpft.
In der Reportage werden Lastenradfahrer*innen portraitiert und dabei aufgezeigt, welche Beweggründe es gibt, sich ein solches Fahrrad zuzulegen. Neben dem ökologischen Gedanken gibt es Menschen, die dadurch schneller und mobiler sind, manche sehen es als Lifestyle, andere ersetzen dadurch den privaten Pkw, nutzen es als Firmenfahrzeug oder es steht der sportliche Gedanke im Vordergrund.
Was macht die Lust auf Lastenräder aus? Kann der Trend in Zukunft Verkehrsprobleme der Stadt lösen und wo liegen derzeit noch Schwierigkeiten und Probleme bei der täglichen Nutzung? Diesen Fragen wollen wir in der Reportage nachgehen und sprechen dabei mit Lastenradfahrer*innen, Experten, Stadtplanern und Menschen, die sich dem Thema Lastenrad verschrieben haben.
Ende der 2000er Jahre fahren immer mehr Fürther zum Einkaufen in die Nachbarstädte Nürnberg und Erlangen. Das Fürther Citycenter ist in die Jahre gekommen, viele Läden stehen leer. In der Fußgängerzone machen sich Handyläden, Backshops und Ramschläden breit. Immer mehr – zum Teil alt eingesessene – Einzelhandelsgeschäfte schließen.
So ist man froh, als 2008 mit Sonae Sierra ein Investor auf die Stadt zukommt, der verspricht, der Fürther Innenstadt neues Leben einzuhauchen. Doch während die einen damit große Hoffnungen verbinden, leisten einige engagierte Bürger erbitterten Widerstand: Sie gründen im Dezember 2008 die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« und setzen sich fortan für eine maßvolle Entwicklung der Innenstadt unter Beachtung denkmalschützerischer Gesichtspunkte ein.
Die Bürgerinitiative kämpft vor allem darum, die Fassade des Parkhotels und den sich darin befindlichen Festsaal zu erhalten und in den Einkaufsschwerpunkt Neue Mitte zu integrieren.
Trotz Unterstützung durch den Verein »Wir sind Fürth«, der ein Bürgerbegehren auf den Weg bringt und der Bitte des Landesdenkmalrates aus München, den unter Denkmalschutz stehenden Festsaal zu erhalten, entscheidet sich der Fürther Stadtrat im Frühsommer 2013 dafür, dem Projektentwickler MIB die Erlaubnis zum Abriss des Parkhotels zu erteilen. Im März 2015 wird der erste Teil der »Neuen Mitte Fürth« eröffnet.
Die Bürgerinitiative hat sich inzwischen aufgelöst, viele der ehemaligen Mitglieder engagieren sich mittlerweile bei »Wir sind Fürth« für eine lebenswerte Stadt. Wir haben uns mit einigen dieser engagierten Bürger getroffen, um die letzten zehn Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen und ihnen unter anderem die Frage gestellt, wie sie sich die Weiterentwicklung ihrer Stadt vorstellen.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 27 Min.
»bodies in urban spaces« ist ein Kunstprojekt der besonderen Art. Menschliche Körper werden zu Skulpturen und gehen für wenige Minuten mit Teilen der Stadtarchitektur eine Symbiose ein.
Kurzzeitig springen dem Betrachter architektonische Details ins Auge, die er im Alltag meist übersieht. Aber genau darauf will der in Wien lebende Künstler und Choreograf Willi Dorner die Aufmerksamkeit des Betrachters richten. 2007 wurde die Performance in Paris uraufgeführt, inzwischen war das Projekt in über 100 Städten zu sehen – im Juni diesen Jahres auch in Fürth.
Anlässlich des Stadtjubiläums wurden 20 Tänzer, Parkour-Läufer und Artisten aus ganz Deutschland gecastet, um unter der Anleitung von Willi Dorners choreographischer Assistentin, Esther Steinkogler, einen etwas anderen Stadtrundgang einzustudieren.
Innerhalb weniger Tage entstanden an 30 verschiedenen Plätzen der Stadt Tableaux vivants, die – so das Ziel von Willi Dorner – den Blick der Betrachter weiten und möglichst die Phantasie anregen sollen, wie man öffentlichen Raum über dessen alltägliche Funktionen hinaus nutzen kann.
Entstanden ist eine Reportage, die die Performer während der Probenwoche bei der für sie nicht alltäglichen Arbeit begleitet und der Frage nachgeht, was Kunst im öffentlichen Raum bewirken kann.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 30 Min.
Der Künstler Fredder Wanoth beschäftigt sich seit über 20 Jahren auf ebenso eigenwillige wie phantasievolle Weise mit dem urbanen Raum, seinem Erscheinungsbild und seinen soziostrukturellen Bezügen. Systematisch bereist Wanoth seit vielen Jahren Ost- und Mitteleuropa – auf seinen Reisen nach Tschechien, Polen, Mazedonien und Russland erforscht der Künstler mit ethnologischem Gespür die mannigfaltigen Formen urbanen Lebens und urbaner Architektur.
Das Unterwegssein ist für den Städte-Sammler und Städte-Ergründer Wanoth eine Passion, die ihn abseits des touristischen Mainstreams in Städte und Ortschaften führt, die der globalen Nivellierung noch etwas entgegenzusetzen haben. Fredder Wanoth zieht es vor, ohne Navigation zu reisen, delegiert die schöne Aufgabe der Reise- und Routenplanung an kein satelliten-gestütztes Global Positioning System (GPS), sondern lässt sich treiben und von den Dingen, die ihm begegnen, berühren.
Die Reiseeindrücke werden mit einer einfachen Kompaktkamera festgehalten und später in Skizzen umgesetzt, die man dann in den zahlreichen Reisetagebüchern und Arbeitsjournalen des Künstlers bestaunen kann. Gleichzeitig dienen die Fotos als Material- und Ideenspeicher für seine visionären architektonischen Gegenentwürfe.
Häufiger Begleiter – speziell auf Zugreisen – ist der Schriftsteller Elmar Tannert. Gemeinsam fahren sie in die böhmische Kleinstadt Sokolov und werden dabei von der Filmemacherin Cherima Nasa begleitet.
»Kuchen, Karteln, Kerzenschein« – so lautete der Slogan, mit dem die Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in der Nürnberger Südstadt im Winter 2016 die Bevölkerung erstmals zur Vesperkirche einlud. Sechs Wochen lang sorgten fast 400 ehrenamtliche Mitarbeiter dafür, dass man sich im umgestalteten Kirchenraum zwanglos treffen konnte und für den symbolischen Preis von einem Euro ein warmes Essen erhielt. Dahinter steht für Pfarrer Bernd Reuther zum einen »ein stark diakonischer Gedanke«, zum anderen »bieten wir aber auch einen Raum, wo Menschen verschiedener Herkunft, verschiedener Einkommensstruktur sich treffen und zusammensitzen und die andere Wirklichkeit auch wahrnehmen.«
Das Projekt war innerhalb der Gemeinde nicht unumstritten. Karten oder Mensch ärgere dich nicht spielen, sich über profane Dinge unterhalten oder auch einfach nur Spaß haben in der Kirche, darin sahen einige auch eine Entweihung des kirchlichen Raumes. Aber was soll mit den vielen Kirchen geschehen, in einer Zeit, in der die Anzahl der Kirchenmitglieder ständig sinkt? Sollen wir sie leer stehen lassen, und wer übernimmt die Kosten für die Instandhaltung? Fragen, die nicht nur Pfarrer Bernd Reuther beschäftigen.
Das Projekt wird ein großer Erfolg: Schon nach wenigen Tagen sind viele Besucher zu Stammgästen geworden, die kulturellen Angebote werden gut angenommen und selbst die Gottesdienste sind gut besucht, manche fühlen sich an die »Urkirche« erinnert.
Aber wie ist das Verhältnis der Besucher zur Kirche im Allgemeinen? Was macht die Menschen so unzufrieden mit der Kirche, dass immer mehr Christen austreten? Weshalb kommen die wenigsten Vesperkirchenbesucher in den normalen Gottesdienst? Wie kommt es, dass sich Menschen, die der Kirche distanziert gegenüber stehen, für die Vesperkirche ehrenamtlich engagieren? Wohin muss sich Kirche entwickeln, wenn sie nicht weiter an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren will?
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 55 Min.
Das in der Nürnberger Nordstadt gelegene Stadtteilzentrum KUNO ist Teil der vor 40 Jahren entstandenen Idee, in möglichst vielen Stadtteilen kleine dezentrale Kulturzentren entstehen zu lassen. Die vom damaligen Kulturreferenten Hermann Glaser entwickelte Vorstellung, niederschwellige, alle Bevölkerungsgruppen ansprechende kulturelle Angebote zu machen, hat unter dem Stichwort »Soziokultur« in den 1980er Jahren bundesweite Bedeutung erlangt.
Aus der Aufbruchsstimmung der 1968er Generation heraus fanden sich im »Kulturladen Nord« Menschen zusammen, die in der Gesellschaft etwas verändern wollten. In den 1980er Jahren gab es im KUNO viele Initiativen, die sich kulturell, sozial oder politisch engagierten. Neben den »Müttern gegen Atomkraft« nutzten unter anderem Greenpeace, die Solarenergieinitiative und Robin Wood die Räume. Vereine, wie die die Schwangerenberatungstelle oder Nürnberger Aidshilfe wurden hier gegründet. Proteste gegen Einschnitte im Kulturetat, gegen den zweiten Golfkrieg oder der Aufruf zum Volkszählungsboykott wurden von KUNO-Mitgliedern maßgeblich mitorganisiert.
Die politischen Aktivitäten wurden im Laufe der Jahre weniger, die Zahl derer, die sich aktiv engagierten, nahm ab und die Hauptverantwortlichen sahen sich mit sinkenden Besucherzahlen konfrontiert. Daher nahm man im Jahre 2009 einen Relaunch vor: aus dem Kulturladen Nord wurde das Kulturzentrum Nord.
Margit Mohr, seit 25 Jahren Leiterin des noch immer selbstverwalteten KUNO hielt einen Neustart für notwendig: »Der Relaunch diente dazu, dass wir uns auf unsere Kernkompetenzen besinnen, und wir haben dann herausgefunden, dass wir mit dem Galeriehaus die bildende Kunst als den ersten Kernbereich, als weiteren Kernbereich die Literatur mit dem jetzigen Literaturzentrum Nord haben und der dritte Kernbereich ist der Kulturtreff Nord, der subsumiert das Café Zeitlos, das Kurs- und Fortbildungsprogramm, die Reihe Jazzfrühstück, und alle Gruppentreffs, die hier stattfinden.« Wenngleich sich die Schwerpunkte der Arbeit im Laufe der Jahre verschoben haben, fühlt man sich im KUNO dem Glaserschen Gedanken der Soziokultur bis heute verpflichtet.
Seit Jahrzehnten unverändert fester Bestandteil des KUNO-Programms ist das 1. Mai-Fest. Hier kommt seit Jahren die Nürnberger Alternativ- und Politszene zusammen, schwelgt in Erinnerungen oder schaut wie der Künstler Peter Hammer vorbei, um sich zu informieren: »Man muss doch wissen, wer noch am Leben ist und wie alt er geworden ist.«, um dann festzustellen, »die sind alle älter geworden, wahrscheinlich sogar ich.«
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 65 Min.
Die Fürther Straße in Nürnberg und die Nürnberger Straße in Fürth: Diese knapp sechs Kilometer der Bundesstraße 8 sind mehr als die wichtigste Verbindungsstraße zwischen zwei Nachbarstädten. Hier fanden die Nürnberger Prozesse statt und hier waren mit AEG, Triumph Adler, Grundig und der Quelle große, weit über die Region hinaus bedeutende Firmen angesiedelt.
Davon ist nicht viel geblieben und doch pocht das »Herz aus Asphalt« noch immer: Heute ist die Straße auf Nürnberger Seite vom Strukturwandel betroffen und zu einem multikulturellen geprägten Boulevard geworden. Hier kann man flanieren oder es sich in schönen Cafés und Kneipen gut gehen lassen kann. Und auf Fürther Seite: da führt die Straße direkt zur Michaelis-Kirchweih, der größten Straßenkirchweih Bayerns, und spätestens dann, wenn in Fürth die fünfte Jahreszeit ausgebrochen ist, kommen auch die Nürnberger nach Fürth...
Ein Film von Norbert Goldhammer, Tobias Klink, Philipp Niemöller und Eike Schamburek • Länge: 30 Min.
Jüngste Kommentare