Als er als Korrespondent nach Berlin ging, war Gerhard Schröder noch Kanzler. Nun geht auch die Ära von Angela Merkel für ihn vorüber und eine dritte Kanzlerschaft beginnt in Kürze. Harald Baumer hat als Hauptstadtkorrespondent des Verlags Nürnberger Presse schon Einiges erlebt. Er versorgt die Leser in der fränkischen Heimat seit 20 Jahren fast täglich mit Neuigkeiten über das politische Geschehen in Berlin.
Seine Berichte erscheinen in den Nürnberger Nachrichten, der Nürnberger Zeitung und dem Online-Portal nordbayern.de. Aber nicht nur im politischen Berlin ist Harald Baumer mit Stift und Block auf der Suche nach Geschichten: Er zeigt den Lesern auch die schönen und besonderen Orte abseits der Parteien und Ministerien.
In vielen Kolumnen hat Harald Baumer sein Berlin skizziert. Mal romantisch melancholisch, mal bunt, schrill und verrückt. Wir durften ihn in Berlin bei seiner Arbeit begleiten und er nahm uns mit ins Zentrum der Macht, aber auch zu den Sehnsuchtsorten, an denen er uns erzählte, was es bedeutet, für die Leser aus der Hauptstadt zu berichten.
2014, sieben Jahre nach der Schließung des Nürnberger AEG-Werks, haben wir in zwei Filmen die Entwicklung »Auf AEG« dokumentiert.
Maßgeblich dazu beigetragen, dass sich kaum noch jemand an das ehemals schlechte Image des Geländes erinnert, haben die Künstler, die ihre Ateliers auf dem Gelände haben. »Auf AEG« wurde zu einem Ort, an dem sich Kunst, Kultur und mittelständische Unternehmen gegenseitig befruchteten und so das Areal zu etwas Besonderem machten. Wiederum sieben Jahre später, zum 30. Juni 2021 müssen die Künstler ihre Ateliers räumen...
Aus diesem Anlass zeigen wir an den kommenden Sonntagen noch einmal unsere Beiträge zu »Auf AEG«.
Gisela Naomi Blume beschäftigt sich ab frühester Kindheit mit dem Thema Tod. Den Vater verliert sie, als sie gerade einmal 6 Jahre alt ist. Ihr Ehemann stirbt mit 45 Jahren. Gisela beschliesst, mit ihrem Leben etwas Sinnvolles anzufangen. Sie beginnt, sich für die jüdische Geschichte ihrer Heimatstadt Fürth zu interessieren. Als sie erfährt, dass die Gräber auf dem alten jüdischen Friedhof während des Dritten Reiches geschändet wurden, und die Nachfahren die Gräber der Verstorbenen nicht mehr auffinden können, beginnt sie zu recherchieren und es gelingt ihr, die 6500 noch erhaltenen Grabsteine wieder Menschen zuzuordnen.
Als 1995 auffällt, dass es in Fürth zwar ein Denkmal für die zerstörten Synagogen gibt, aber keines für die Opfer der Shoah, ist sie es, die aus unzähligen Archiven die Namen der Fürther Deportierten zusammenträgt und so maßgeblich dazu beiträgt, dass für diese Menschen Gedenktafeln entstehen können.
2002 konvertiert sie zum Judentum und wird zwei Jahre später zur Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde in Fürth gewählt. 2008 gibt sie den Vorsitz ab und widmet sich wieder verstärkt der Forschung. Mehrere Buchveröffentlichungen folgen.
Gisela Naomi Blume hat im Judentum ihre spirituelle Heimat gefunden. Darüber hinaus hat sie für die Stadt Fürth und die hier lebenden und verstorbenen Juden ein Stück Erinnerungskultur geschaffen, das über ihr Leben hinaus Bestand haben wird. »Mein Bestreben war es eben, nach jüdischer Tradition die Menschen in guter Erinnerung zu halten, und den Nachfahren in Bezug auf Fürth neben die schlimmen Erinnerungen auch irgendwie auf ihre alten Tage wieder etwas Positives dagegen zu setzen. Und ich hoffe doch, dass das bei manchen angekommen ist.«
Im Herbst 2020 erhält sie den Kulturpreis der Stadt Fürth.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 30 Min.
Der Stadtverband der Nürnberger Kleingärtner wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Groß gefeiert wird freilich nicht: Das Corona-Virus hat den Jubilaren einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Trotzdem war das Gartenjahr für die über 6000 Nürnberger Schrebergärtner kein schlechtes, konnten sie doch während des Lockdowns viel Zeit in ihrer Laube verbringen.
Wir haben ein paar von ihnen in ihren Kleingärten in Nürnberg besucht und durften ihnen bei der Gartenarbeit über die Schulter blicken. Wir unterhalten uns auch mit Jochen Obermeier, dem Chef der Nürnberger Kleingärtner, der zum Geburtstag von der Stadt ein ganz besonderes Geschenk erhalten hat: Im Nürnberger Süden entstehen derzeit 100 neue Parzellen, die im November dem Stadtverband übergeben werden.
Ende der 2000er Jahre fahren immer mehr Fürther zum Einkaufen in die Nachbarstädte Nürnberg und Erlangen. Das Fürther Citycenter ist in die Jahre gekommen, viele Läden stehen leer. In der Fußgängerzone machen sich Handyläden, Backshops und Ramschläden breit. Immer mehr – zum Teil alt eingesessene – Einzelhandelsgeschäfte schließen.
So ist man froh, als 2008 mit Sonae Sierra ein Investor auf die Stadt zukommt, der verspricht, der Fürther Innenstadt neues Leben einzuhauchen. Doch während die einen damit große Hoffnungen verbinden, leisten einige engagierte Bürger erbitterten Widerstand: Sie gründen im Dezember 2008 die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« und setzen sich fortan für eine maßvolle Entwicklung der Innenstadt unter Beachtung denkmalschützerischer Gesichtspunkte ein.
Die Bürgerinitiative kämpft vor allem darum, die Fassade des Parkhotels und den sich darin befindlichen Festsaal zu erhalten und in den Einkaufsschwerpunkt Neue Mitte zu integrieren.
Trotz Unterstützung durch den Verein »Wir sind Fürth«, der ein Bürgerbegehren auf den Weg bringt und der Bitte des Landesdenkmalrates aus München, den unter Denkmalschutz stehenden Festsaal zu erhalten, entscheidet sich der Fürther Stadtrat im Frühsommer 2013 dafür, dem Projektentwickler MIB die Erlaubnis zum Abriss des Parkhotels zu erteilen. Im März 2015 wird der erste Teil der »Neuen Mitte Fürth« eröffnet.
Die Bürgerinitiative hat sich inzwischen aufgelöst, viele der ehemaligen Mitglieder engagieren sich mittlerweile bei »Wir sind Fürth« für eine lebenswerte Stadt. Wir haben uns mit einigen dieser engagierten Bürger getroffen, um die letzten zehn Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen und ihnen unter anderem die Frage gestellt, wie sie sich die Weiterentwicklung ihrer Stadt vorstellen.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 27 Min.
Der zweite Teil der Filmdokumentation über den Jazz in und aus Nürnberg beleuchtet wieder die regionale Musik-Szene.
Wir machen diesmal einen Abstecher nach Berlin, zu einem renommierten Musiker mit fränkischen Wurzeln. Frank Möbus gilt als einer der wichtigsten Jazz-Gitarristen Europas. Der Einfluss, den seine Band »Der Rote Bereich« auf den Jazz in Deutschland hat, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Ähnlich erfolgreich, aber vielleicht noch ein wenig experimentierfreudiger zeigt sich der in Schwabach geborene Komponist Peter Fulda in seinem Projekt »Orpheus has just left the building«, einem Musikprojekt zwischen Barock und Jazz. Im Schwabacher Stadtmuseum bringt er zusammen mit dem MetropolMusik Verein außerdem Werke des Komponisten Werner Heider zur Aufführung.
Im BR-Studio Franken begleiten wir die Trägerin des Bayerischen Kunstförderpreises 2017, Rebecca Trescher, mit ihrem Ensemble 11 bei der CD-Produktion und portraitieren unter anderem den Beruf eines Musikinstrumentenbauers aus der Nürnberger Südstadt.
Den Abschluss bildet das junge Musiktalent Felix M. Valentin. Er lässt im Rahmen seiner Masterarbeit künstlerisch anspruchsvoll und tiefgründig den Jahrtausende alten europäischen Natur-Spiritismus und Reinkarnations-Glauben in einer außergewöhnlichen Komposition musikalisch erklingen.
DISSONANT wurde finanziell unterstützt durch das Kulturreferat der Stadt Nürnberg.
Jazz hat in Nürnberg eine große Tradition. Obwohl das einst überregional bekannte Festival »Jazz Ost-West« schon 2002 eingestellt wurde, hat sich in Nürnberg eine lebendige Jazz-Szene gehalten und ist bis heute ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in dieser Stadt. »Jazzstudio«, »Balazzo Brozzi«, »Tante Betty« und neuerdings auch die »Kulturwerkstatt Auf AEG« sind Orte, an denen man Jazz unterschiedlichster Stilrichtungen hören kann.
Das Jazzstudio direkt unter der Kaiserburg beispielsweise ist eine der ältesten Einrichtungen seiner Art und hat sich weit über Nürnberg hinaus einen Namen gemacht. Seit den 1950er Jahren sind hier internationale Größen wie Albert Mangelsdorff, Count Basie oder Tim Berne zu hören. Aber auch die Studierenden der Hochschule für Musik finden hier Auftrittsmöglichkeiten.
Die Ausbildung an der Hochschule findet auf höchstem Niveau statt. Die Schüler befruchten natürlich auch die regionale Jazz-Szene. So sorgt ein großer Pool von Musikern für abwechslungsreiche Programme in den kleinen und großen Clubs in und um Nürnberg. Es ist jedoch nicht leicht für die Musiker, in diesem Genre zu bestehen.
Nicht zuletzt spielt auch das zum vierten Mal veranstaltete Festival »NUEJAZZ« in Nürnberg eine immer wichtigere Rolle in der Szene. Es bietet eine innovative, junge und vor allem internationale Plattform für alle Spielarten des Jazz und ist mittlerweile weit über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannt und beliebt.
Die 30-minütige Filmdokumentation gibt interessante Einblicke in die Szene, beleuchtet Musik und Musiker, besucht Clubs und Ausbildungsstätten und lässt den Jazz im Film hochleben. Sie zeigt aber auch, wie schwierig es ist, in diesem Genre als Musiker zu reüssieren. Trotz alledem: Die Nürnberger Jazz-Szene lebt!
Das in der Nürnberger Nordstadt gelegene Stadtteilzentrum KUNO ist Teil der vor 40 Jahren entstandenen Idee, in möglichst vielen Stadtteilen kleine dezentrale Kulturzentren entstehen zu lassen. Die vom damaligen Kulturreferenten Hermann Glaser entwickelte Vorstellung, niederschwellige, alle Bevölkerungsgruppen ansprechende kulturelle Angebote zu machen, hat unter dem Stichwort »Soziokultur« in den 1980er Jahren bundesweite Bedeutung erlangt.
Aus der Aufbruchsstimmung der 1968er Generation heraus fanden sich im »Kulturladen Nord« Menschen zusammen, die in der Gesellschaft etwas verändern wollten. In den 1980er Jahren gab es im KUNO viele Initiativen, die sich kulturell, sozial oder politisch engagierten. Neben den »Müttern gegen Atomkraft« nutzten unter anderem Greenpeace, die Solarenergieinitiative und Robin Wood die Räume. Vereine, wie die die Schwangerenberatungstelle oder Nürnberger Aidshilfe wurden hier gegründet. Proteste gegen Einschnitte im Kulturetat, gegen den zweiten Golfkrieg oder der Aufruf zum Volkszählungsboykott wurden von KUNO-Mitgliedern maßgeblich mitorganisiert.
Die politischen Aktivitäten wurden im Laufe der Jahre weniger, die Zahl derer, die sich aktiv engagierten, nahm ab und die Hauptverantwortlichen sahen sich mit sinkenden Besucherzahlen konfrontiert. Daher nahm man im Jahre 2009 einen Relaunch vor: aus dem Kulturladen Nord wurde das Kulturzentrum Nord.
Margit Mohr, seit 25 Jahren Leiterin des noch immer selbstverwalteten KUNO hielt einen Neustart für notwendig: »Der Relaunch diente dazu, dass wir uns auf unsere Kernkompetenzen besinnen, und wir haben dann herausgefunden, dass wir mit dem Galeriehaus die bildende Kunst als den ersten Kernbereich, als weiteren Kernbereich die Literatur mit dem jetzigen Literaturzentrum Nord haben und der dritte Kernbereich ist der Kulturtreff Nord, der subsumiert das Café Zeitlos, das Kurs- und Fortbildungsprogramm, die Reihe Jazzfrühstück, und alle Gruppentreffs, die hier stattfinden.« Wenngleich sich die Schwerpunkte der Arbeit im Laufe der Jahre verschoben haben, fühlt man sich im KUNO dem Glaserschen Gedanken der Soziokultur bis heute verpflichtet.
Seit Jahrzehnten unverändert fester Bestandteil des KUNO-Programms ist das 1. Mai-Fest. Hier kommt seit Jahren die Nürnberger Alternativ- und Politszene zusammen, schwelgt in Erinnerungen oder schaut wie der Künstler Peter Hammer vorbei, um sich zu informieren: »Man muss doch wissen, wer noch am Leben ist und wie alt er geworden ist.«, um dann festzustellen, »die sind alle älter geworden, wahrscheinlich sogar ich.«
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 65 Min.
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