Seit Mitte März haben wir Kleinunternehmer, Künstler und Kreative und eine soziale Einrichtung durch den Lockdown begleitet und mit ihnen Ängste und die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Einschränkungen geteilt.
Drei Monate, in denen die einen langsam wieder Mut geschöpft haben, einige sich über ihnen entgegengebrachte ideelle und finanzielle Unterstützung freuen durften oder Ideen entwickelt haben, die sie auch nach der Coronakrise beibehalten wollen.
Drei Monate, die für andere keine oder nur partielle Lösungsansätze gebracht haben und für die sich heute mehr denn je die Existenzfrage stellt.
Ostern ist für Christen das höchste Fest des Jahres. Die Feier der Auferstehung von Jesus Christus sorgt normalerweise für volle Gotteshäuser. Dies war dieses Jahr ganz anders. Corona hatte das öffentliche Leben weitestgehend zum Stillstand gebracht. Gottesdienste zu besuchen, war verboten. Für die christlichen Kirchen stellte sich die Frage: wie will man unter diesen Bedingungen Ostern feiern?
Unter dem Motto: »Gottesdienste fallen aus... Ostern findet statt!« haben sich in Fürth mehrere evangelische Kirchengemeinden zusammengeschlossen, um das Fest coronagerecht zu begehen. Eine dieser Gemeinden ist die Auferstehungskirche im Fürther Stadtpark.
Wir haben sie besucht, die Vorbereitungen für eine etwas andere Osterfeier begleitet und unter anderem die Frage gestellt, wie sie das Fest feiern werden und ob sie in der Pandemie auch so etwas wie eine Chance für die Gesellschaft und den Einzelnen sehen.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 19 Min.
Das Coronavirus hat Europa und die übrige Welt fest im Griff. In Deutschland sind Schulen, Kindergärten und die meisten Geschäfte geschlossen, alle Veranstaltungen bis auf weiteres abgesagt. Restaurants und Imbisse dürfen ausschließlich für den Straßenverkauf öffnen.
Der Aufenthalt im Freien ist nur noch für die Fahrt zur Arbeit, wichtige Besorgungen des täglichen Lebens, sportliche Aktivitäten und Spaziergänge im Kreis der Familie erlaubt. Europa erlebt ein Trauma mit nicht abschätzbaren Langzeitfolgen.
Die Gesundheitssysteme sind in vielen Ländern überfordert, die wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Folgen sind frühestens in einigen Monaten abschätzbar.
Wir haben uns im fränkischen Fürth umgesehen und uns gefragt: Was bedeutet dies für soziale Einrichtungen wie die Lebenshilfe, was für kleine selbstständige Betriebe und was wird aus all den unabhängigen kulturellen Aktivitäten und Kulturschaffenden, wenn bis auf weiteres keine Auftritte und keine Veranstaltungen stattfinden können?
Richard Wagners Lohengrin feierte am 12. Mai im Opernhaus in Nürnberg eine fulminante Premiere. Regisseur David Hermann brachte eine außergewöhnliche Version der romantischen Oper auf die Bühne des Staatstheaters.
Joana Mallwitz, seit der aktuellen Spielzeit neue Generalmusikdirektorin, übernahm die musikalische Leitung. In den 30 Minuten blicken wir den Machern der Oper über die Schultern.
Wir begleiten den Entstehungsprozess und werfen einen Blick auf die beteiligten Personen, von der Kostümschneiderei über den Kulissenbau bis hin zur Maske und der Arbeit des Orchesters am Staatstheater.
Wir waren bei den Proben dabei und durften mit der Kamera auch auf der Bühne ganz nah am Geschehen sein. Gespräche mit Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz, Regisseur David Hermann, Sängerin Emily Newton und Mitarbeitern aus den verschiedenen Gewerken geben Einblick in die Arbeitsweise am Theater.
Entstanden ist eine Dokumentation des Schaffensprozesses, die ihren Abschluss im Schlussapplaus zur Premierenvorstellung findet.
Im September 2018 kamen Kinder und Jugendliche aus 10 Ländern zu einer Gipfelkonferenz der Kinder nach Nürnberg in die Straße der Menschenrechte.
Bei dem von Johannes Volkmann und seinem Team vom Nürnberger Papiertheater initiierten Kunstprojekt geht es darum, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben. Dazu fanden im Vorfeld in den Heimatländern der Gipfelkonferenzteilnehmer Kinderkonferenzen statt, bei denen Themen und Fragen, die die Kinder bewegen, erarbeitet und anschließend in künstlerischer Form präsentiert wurden.
Rund 60 dieser Kinder kamen jetzt nach Nürnberg und überlegten gemeinsam, wie sie ihren Belangen mehr Gewicht verschaffen können.
Sie versuchten, Konsum neu zu denken, wollten Zeichen gegen die Gewalt in der Welt setzen, stellten sich und den Erwachsenen »die Geldfrage« und machten sich Gedanken darüber, wie sie ihre Botschaften in kreativer Form unter die Menschen bringen können.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 50 Min.
»bodies in urban spaces« ist ein Kunstprojekt der besonderen Art. Menschliche Körper werden zu Skulpturen und gehen für wenige Minuten mit Teilen der Stadtarchitektur eine Symbiose ein.
Kurzzeitig springen dem Betrachter architektonische Details ins Auge, die er im Alltag meist übersieht. Aber genau darauf will der in Wien lebende Künstler und Choreograf Willi Dorner die Aufmerksamkeit des Betrachters richten. 2007 wurde die Performance in Paris uraufgeführt, inzwischen war das Projekt in über 100 Städten zu sehen – im Juni diesen Jahres auch in Fürth.
Anlässlich des Stadtjubiläums wurden 20 Tänzer, Parkour-Läufer und Artisten aus ganz Deutschland gecastet, um unter der Anleitung von Willi Dorners choreographischer Assistentin, Esther Steinkogler, einen etwas anderen Stadtrundgang einzustudieren.
Innerhalb weniger Tage entstanden an 30 verschiedenen Plätzen der Stadt Tableaux vivants, die – so das Ziel von Willi Dorner – den Blick der Betrachter weiten und möglichst die Phantasie anregen sollen, wie man öffentlichen Raum über dessen alltägliche Funktionen hinaus nutzen kann.
Entstanden ist eine Reportage, die die Performer während der Probenwoche bei der für sie nicht alltäglichen Arbeit begleitet und der Frage nachgeht, was Kunst im öffentlichen Raum bewirken kann.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 30 Min.
Der zweite Teil der Filmdokumentation über den Jazz in und aus Nürnberg beleuchtet wieder die regionale Musik-Szene.
Wir machen diesmal einen Abstecher nach Berlin, zu einem renommierten Musiker mit fränkischen Wurzeln. Frank Möbus gilt als einer der wichtigsten Jazz-Gitarristen Europas. Der Einfluss, den seine Band »Der Rote Bereich« auf den Jazz in Deutschland hat, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Ähnlich erfolgreich, aber vielleicht noch ein wenig experimentierfreudiger zeigt sich der in Schwabach geborene Komponist Peter Fulda in seinem Projekt »Orpheus has just left the building«, einem Musikprojekt zwischen Barock und Jazz. Im Schwabacher Stadtmuseum bringt er zusammen mit dem MetropolMusik Verein außerdem Werke des Komponisten Werner Heider zur Aufführung.
Im BR-Studio Franken begleiten wir die Trägerin des Bayerischen Kunstförderpreises 2017, Rebecca Trescher, mit ihrem Ensemble 11 bei der CD-Produktion und portraitieren unter anderem den Beruf eines Musikinstrumentenbauers aus der Nürnberger Südstadt.
Den Abschluss bildet das junge Musiktalent Felix M. Valentin. Er lässt im Rahmen seiner Masterarbeit künstlerisch anspruchsvoll und tiefgründig den Jahrtausende alten europäischen Natur-Spiritismus und Reinkarnations-Glauben in einer außergewöhnlichen Komposition musikalisch erklingen.
DISSONANT wurde finanziell unterstützt durch das Kulturreferat der Stadt Nürnberg.
Philipp Moll war Poet, Philosoph, Musiker und Künstler. Unter dem Pseudonym »Die Weltanschauungsbeauftragten« forschte er seit 2006 gemeinsam mit Martin Fürbringer über »Kultursterbebegleitung, Paranoiaevaluation oder Muttermechanik«. Die beiden sahen sich als »Detektoren für Unstimmigkeiten«, die die Kommerzialisierung der Kunst kritisieren und sich aufgerufen fühlten zu verhindern, dass die »Kirchen so nen Begriff blockieren, der eigentlich weit über das hinaus geht, was die kirchliche Zuständigkeit ist.«
Bei ihren Arbeiten benutzten sie bevorzugt Materialien, die sich leicht verarbeiten lassen, sich dabei aber »schön anfassen«. Wenn sie sich auf ein neues Projekt einließen, gab es oft erst einmal nicht viel mehr als eine grobe Idee. Mit einem Auto, vollgepackt mit Pappe, Heißklebepistole, Nägeln, Schraubzwingen und Cuttermesser fuhren sie dann los und ließen sich vor Ort von den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten inspirieren.
Sie schafften es immer, Emotionen bei den Besuchern auszulösen: »Bei den meisten Leuten ist es das Gefühl der Hilflosigkeit zuallererst, manche werden dann aggressiv und gehen gleich wieder. Die, die bleiben, die kichern oft gern ein bisschen und schauen es sich dann genauer an, und das ist eigentlich das, wo wir hinwollen.«
Bei der Entstehung einer ihrer letzten Arbeiten in einem Bierkeller einer alten Brauerei in Bayreuth anlässlich des 250. Geburtstages des Schriftstellers Jean Paul durften wir dabei sein.
Ein Film von Julia Thomas und Thomas Steigerwald • Länge: 35 Min.
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